Zeittafel 1500 bis 1599

0-599 600-699 700-799 800-899 900-999

1000-1099 1100-1199 1200-1299 1300-1399 1400-1499 1500-1599

1500
Die Apothekerordnung von Frankfurt gibt einen Hinweis darauf, daß offenbar öfters Drogen von Schimmel befallen sind. Außerdem wird empfohlen, diese in besonderen Gefäßen aufzubewahren, um sie vor Katzen, Ratten und Mäusen zu schützen. Frankfurt hat bisher 15 öffentliche Badestuben gehabt. Bis 1555 wird sich ihre Zahl auf zwei reduzieren. (Wegen Holzmangel, Syphilis und vor allem einer neuen Sittenstrenge) In Straßburg ist es wohl öfter vorgekommen, daß leichtfertige Knechte zum "dicken mole frowen und dochtere us ändern landen...in die frowenhäuser versetzet und verkouft" haben, und diese dann "wider iren willen in süntlichem wesen behalten und verhütet werden, das sie nit davon kommen mögent." Alle bis zu diesem Jahr gedruckten Bücher gelten als Inkunabeln (Wiegendrucke), in Europa zusammen etwa 30000 Titel, davon ein Drittel im Reich. Eigentlich läßt sich aber in diesem Jahr keine Veränderung des Buchdrucks beobachten, weder qualitativ noch quantitativ. Ein Festmahl im Hause des Frankfurter Stadtschreibers Ambrosius Dietherich (Reihenfolge der Gänge): Erdbeeren mit Zucker; junge Hühner; Hammelfleisch gedämpft mit Rosinen, Zibeben und Muskat; gesottenes Schaffleisch mit süßem Topfen; gebratene Hühner; gebratene Hammelkeule; eine halbe Gans in Sauce; Käse und Kirschen. Im Vergleich zu den Festmählern des Adels und der Köster ist dieses Mahl einfacher und weniger aufwendig gestaltet, insbesondere fehlt ein prestigemäßiges Gegenstück zum Wildbret. Konrad Nufer führt den ersten Kaiserschnitt an einer Lebenden aus.
2. Juli: Auf dem Reichstag zu Augsburg stimmt Maximilian I. (41) der Errichtung eines ständischen Reichsregiments zu. Dieser Rat hat 20 Stimmen, wovon zwei bei Maximilian liegen (Erbländer und Burgund). Viel kommt nicht dabei heraus.
Ca.: Nürnberg hat etwa 40000 Einwohner.
Ca.: Der Landgraf von Hessen läßt die Lachswehre oberhalb der Fuldamündung bei Hannoversch Münden abbrechen, weil sie die Schiffahrt behindern.
Ca.: In Böblingen und Sindelfingen betreiben die Handwerker noch zusätzlich Landwirtschaft.
Ca.: In den Darstellungen des Totentanzes wird der Tote etwa jetzt erst als Gerippe dargestellt. Gleichzeitig kommt erst jetzt die Vorstellung vom personifizierten Tod auf.
Ca.: Weil nun viele Leprosorien leerstehen, werden diese dazu benutzt, um Geisteskranke und Vagabunden einzukerkern.
Ca.: Ein früher Großbetrieb, das Kuttenberger Münzamt, beschäftigt etwa 200 Arbeiter.
Ca.: An der Spitze des Kölner Textilgewerbes steht die Zunft des Seidengewerbes, die von Frauen dominiert wird. Es gibt in Köln (allerdings nur dort) reine Frauenzünfte: Garnmacherinnen, Seidenweberinnen, Seiden- und Goldspinnerinnen.
Ca.: Kardinal Albrecht von Brandenburg legt sich einen umfangreichen Reliqienschatz von über 30000 Objekten an und ist der Ansicht, für 39245120 Jahre Ablaß zu haben.
Ca.: Es finden sich Ansätze zur "Mechanisierung" des Spielzeugs, etwa auf Räder gesetzte turnierende Reiterfiguren aus Messingguß.
Ca.: Ein Gedicht von Hans Folz beschreibt eine Küchenausstattung: "So man dan in die kuchen drit Zimpt diser haußrat wol mit: Hefen, sturtzen (Deckel), kessel, pfannen, Ob man nit deglich drum wil zannen (jammern), Drifus, plospalg, protspis, rost Muß man auch haben, was es kost. Ein kesselhengel ubers feur, Sust wer offt warmes wasser teur, Hackmesser, stuckmesser, hackpret, Wer nit koch- und schaumlöffel het, Pratpfan, ribeisen, durchschlag, Der wer gesaumet manchen tag. Morser, strempfel (Stößel), reibscherb (Scharbe), reibtuch, Fleischgelt (Fleischbütte) saltzfas, ein essigkruch, Haffengabel und ofenkrucken, Ofengabeln das feur zu rucken, Hauspeßen und eins pesems mer, Do man al nacht den hert mit ker. Ein spulgelt (Spülbottich) zimpt auch wol fur war, Eirpreter, und ein offenror. Eon pantzerfleck (Ringgeflecht) muß man auch haben, Und zu der hackpenck ein panckschaben (Schaber). Schussel, deller von holtz und zin, Schussel- und dellerkorb zu hin, Aufhebschusseln und zulegdeller, Das man pein gesten schyeß (begeht) kein feller, Senff- und salsenschusselein clein Und zu latwergen, das stet rein, Auch sweffel, feurtzeug, spen und kin, Das holtz und schleissen (gespaltenes Holz) ist der sin Pehend ein feur dar mit zu schurn. Sulchs in die kuchen sich gepurn."
Ca.: In vielen Gegenden scheint der Met als Getränk zu verschwinden.
Ca.: Der Formbacher Abt Angelus Rumpler überliefert für das Dorf Mönichwald in der Oststeiermark die Gepflogenheit, sonntags nach der Messe im Pfarrhaus (Wein) zu zechen.
Ca.: Reichsgraf Joachim von Öttingen, welcher zwischen Nördlingen und Bopfingen residiert, läßt für seinen Haushalt ausführliche Speisepläne niederschreiben. Es erhalten die Wächter, die landwirtschaftlichen Knechte, Jägerbuben, Arbeiter und Fronbauern: "Des morgens ain suppen oder gemues, ain millich den arbeittern, den andern ain suppen. - Des Mittags suppen und flaisch, ain kraut, ain pfeffer oder eingemacht flaisch, ain gemues oder mylich. IIII essen. - Des Nachts: Suppen vnd flaisch, ruben vnd flaisch oder eingemacht flaisch, ain gemues oder millich. III essen (Gänge)." An Fasttagen gibt es Brei und gebackene Mehlspeisen. Es wird auf Abwechslung Wert gelegt: "Die gemeinen essen sollen nit auff ain syn oder weyß gekocht werden." Was der Reichsgraf selbst auf den Tisch bekommt: "An aim flaischtag auff vnsern tisch. Ain voressen, täglich geendert. Alß von voglen, wildpret, wurst, Kalbskopf, kröß, gelung (edle Eingeweide), leber, kudlfleck etc. - Suppen des morgens offt eingeschnitten vnd flaisch, Henne oder Höner, so die wol vorhanden sind, darain. – kraut vnd ruben gesatten. So gut ochsen da sind ain stuck des flaisch. - Ain pfeffer, darjnn wilpret, Zungen, Ejtter (Euter) etc. - Ain gemues verendert all tag. - Ain eingebickts, Sülts oder kaltfues etc. Ain prättes (Gebratenes) zwayer oder dreyerley. - So man sew metziget, ain stuck schweines prötlin. - Ain reys, gersten, kern (gespelzter Dinkel), lynsin etc. - Er mag auch geben für ein vor oder mittelessen: Ochsenhyrn gesotten oder gebachen, ain gebaiß (gebeizter) lendpratten von ochssen. Des Nachts sollen zway essen (Gänge) minder gegeben werden, alß ain pfeffer vnd ain gemues, ist VI essen." Die Zahl der Gänge nimmt mit der sozialen Stellung ab: Auf "der rathe und junckfrawen tisch" gibt es mittags sechs, auf "der Briester vnd edellewt tisch" fünf und auf dem Tisch der "Marstaller" (Aufseher der Pferdeställe) fünf. All diese erhalten gebratenes Fleisch und nur die Knechte, Bauern und Arbeiter haben keinen Anteil an den Speisen des gräflichen Tisches. Alle außer dem Gesinde erhalten an Fastentagen Fisch.
Ca.: Jeder dritte Kleriker im Reich hat wenigstens einige Semester an einer Universität verbracht.
Ca.: Bei 19 ausgewählten westdeutschen Hochadelsfamilien betragen die Geburtsintervalle zwischen 15 und 40 Monaten.
Ca.: Sevilla hat 60000 oder 70000 Einwohner. Durch Epidemien und Abwanderung wird diese Zahl in den nächsten Jahrzehnten sinken, um später dann wieder zu steigen (vgl. 1588).
Bis 1610: Die Steigerung der Preise für Roggen in dieser Zeit betragen gemessen in Gramm Silber: von 100 auf 440, in Gramm Gold: von 100 auf 376 und in gängiger Kleinmünze: von 100 auf 700. 1501
Frühjahr: Das Reichsregiment steht bereits am Ende seiner Tätigkeit. In Wien wird eine bekehrte Dirne, die in ihren früheren Lebenswandel zurückgefallen ist, von Margott dem Züchtiger (Henker) in einen Sack gesteckt und bei der hinteren Schlagbrücke in der Donau ertränkt. Zuvor hat man sich noch vergewissert, daß sie nicht schwanger ist. In Wien wird das eine der beiden Frauenhäuser vor dem Widmertor neu erbaut und um ein Geschoß erweitert. Die Stadt stellt dafür 75000 große und 500 kleine Ziegel im Wert von 150 Pfund Pfennig zur Verfügung.
Lucas Rem beschreibt in seinem Tagebuch, wie er am 10 August, also nach der Roggenernte, vom Antoniusfeuer befallen wird: "Ging also am XII teg um, und ward fast schwerlich und lang krank, daz mir ertzet das leben absagten. Hett ain hitzig pestelenzials fieber, daz mir in grechten fuos schlug." Noch am 23. Dezember bereitet ihm der Fuß große Sorgen. Ein Hammerwerk in Friesach (Kärnten) verbraucht in diesem Jahr 5450 Sack Holzkohle, was 408 Gulden, 5 Schilling und 23 Pfennig kostet. Für eine Einheit Eisenerz wird die Vierfache Menge an Holzkohle verbraucht; für eine Einheit Holzkohle wiederum benötigt man drei Einheiten Holz. Basel tritt der Eidgenossenschaft bei. Spanien verbietet Ausländern die Fahrt in seine Besitzungen in der Neuen Welt - jedenfalls bis 1524.

1502
In Nördlingen ist bei Fronleichnamsprozessionen die Darstellung der Teufel traditionell ein Privileg der Gerber. In diesem Jahr gibt es dabei einen ersten Zwischenfall: "Leonhart Nesselhauff, weiß gerwer, ist in der process, als man in den figuren unseres herrn leiden umb die statt gieng, in ains teufels gestalt geloffen und hat vor frowen und junkfrowen ettwas unloblich mit worten und geperden gehandelt. Darum hat in ain rat ain nacht in das loch legen und in sölich gefanknuß uff bett wider erlassen uff ain alt urfehd. Und im gesagt, sich hinfüro sölher ding zu massen und nit mer zu thun." [Nördlinger Urfehdebuch 1490 - 1508. Ad 1502, fol. 123 / N 2331] (Vgl. 1507) Bei einem Wettrudern in Venedig treten die Gondolieri nackt an. In Grevenbroich setzen die Brauer die Arbeitszeit von 3 Uhr morgens bis 9 Uhr abends fest. In Augsburg beträgt die städtische Brotzuteilung im Jahr einer Teuerung 540 Gramm pro Person und Tag. Geiler von Kaiserberg wettert in einem tendenziös übersteigerten Sittenappell (u.a.?) gegen den Aufwand an Kleidung, daß etwa der Schneiderlohn gleich käme wie der Stoff. Das ist schlicht übertrieben, denn etwa in den oberdeutschen Städten des Spätmittelalters beträgt der Schneiderlohn etwa 10% des Stoffpreises. Kaiser Maximiliam läßt die hölzernen Dachschindeln von Schloß Fragenstein in Tirol rot anstreichen, damit sie wie Ziegel aussehen. Friedrich III. der Weise von Sachsen gründet die Universität zu Wittenberg. Das Reichsregiment löst sich mangels Besoldung und aus Desinteresse der Reichsfürsten auf (1521 wird es ein zweites geben).

1503
Im Breisgau bildet sich wieder ein Bundschuh. Anführer ist wie vor zehn Jahren im Raum Speyer Joß Fritz (ca. 32). Hier agitiert er vor allem gegen die starke Adelsherrschaft, aber auch hier wird der Plan verraten. In Nürnberg werden die Altane (stockwerksweise übereinandergebaute hölzerne Hofgalerien) verboten, weil sie zuviel Holz verbrauchen und damit den Wald gefährden und die Nachbarn beeinträchtigen. In Sterzing wird bei einem religiösem Schauspiel die Rolle der Mutter Gottes erstmals von einem Mädchen gespielt. Erst nach 1500 wirken hier Frauen mit; vorher wurden alle Frauenrollen von Männern gespielt (bzw. ab etwa 1450 von Knaben) - außer in Nonnenklöstern, wo es umgekehrt zugeht. bald darauf dürfen auch in Bozen mehrere Bürgerstöchter am großen Umgang mitwirken. Ein Zwischenfall aus Breslau: In der Nacht vom 3. auf den 4. Januar haben sich fünf Kleriker bei der Heimkehr verspätet und finden die Tore Breslaus verschlossen. Sie brechen daraufhin gewaltsam die kleine Pforte am Frauentor auf. Am 7. Januar entschuldigen sie sich im Rathaus und geben an, die Tür sei unverschlossen gewesen, was der Torwächter heftig abstreitet. Man glaubt dem Torwächter und steckt die Kleriker ins Gefängnis, worauf sich der Bischof vergeblich für ihre Freilassung einsetzt und schließlich die Stadt wegen Eingriffs in die geistliche Rechtsprechung in den Bann tut. Dieser Bann muß nach wenigen Tagen fallengelassen werden, weil die Bettelmönche auf Seiten der Stadt stehen und anbieten, auf dem Markt eine Messe zu lesen, wann immer die Bevölkerung dies wolle. Der Rat will hier die geistliche Rechtsprechung schwächen, die nach dem Chronisten Nikolaus Pol (einem Protestanten) straffällige Kleriker freispricht. Die Bevölkerung scheint so aufgebracht zu sein, daß sie auf die Dominsel einzufallen droht. Der Rat will die Situation nicht eskalieren lassen und verstärkt die Wachen. Es wird nun erwogen, die Zugänge zumauern zu lassen, und schließlich vermittelt der König im Konflikt, wobei die gefangenen Kleriker freikommen. In Breslau wird eine Kupplerin gefesselt in die Oder geworfen. Sie schwimmt eine weite Strecke und wird bei St. Nikolaus lebend an Land gespült oder ein Fischer soll sie an land gebracht haben, wo sie freigesprochen wird. Zur Erinnerung an ihre wundersame Errettung wird ihr roter Rock in der Kirche St. Nikolaus aufgehängt (obwohl sie selbst ihre Rettung der hl. Anna zugeschrieben hat).

1504
Berthold von Henneberg, Erzbischof von Mainz und Führer der reichsständischen Opposition stirbt. Schützenfest in Zürich. Der erste Preis sind 110 Dukaten. Es nehmen 236 Armbrustschützen und 451 Gewehrschützen teil. In Zürich macht man "zum ersten [erstmals] die Schybenfenster in die gross Rathstuben, denn bishar warend sy nur tüchig [aus Tuch] gsin."
Bis 1514: Basel baut ein neues Rathaus.

1505
Doktor Wolfgang Wintperger wird zum Stadtphysicus von Krems ernannt. Er ist einer der ersten, der über Auftrag der Stadt als Mann einer Schwangeren (in Rehberg im Kremstal) beisteht. Albrecht Altdorfer, der "Maler von Amberg", wird Bürger von Regensburg. Bei einer Schlägerei im Frauenhaus (Bordell) in Hof werden auch Geistliche aktenkundig. Aus einem Bestellzettel für die (nicht alltägliche) Tafel Sibylles von Brandenburg, der zweiten Gemahlin Herzog Wilhelms IV. von Jülich-Berg-Ravensberg anläßlich des Besuchs ihrer Mutter: Es werden für sechs Wochen angefordert zwölf Ochsen, 50 Rinder, 300 Hammel, 200 bis 250 Hühner, 40 Enten, 25 Gänse, 30 Kapaune und 60 Tauben (duyffen), weiterhin ohne Mengenangaben Rebhühner, Schwäne, Hasen, Rehe, diverses "Wildbret", dürre Ochsen, Kälber und Lämmer, falls jahreszeitlich bedingt zu erwerben. Frisches Schweinefleisch ist nicht zu haben und Speck ist noch genügend vorhanden. An Herzog Wilhelms Hof sind für die Beschaffung des Wildbrets ein Meisterjäger und seine Knechte, daneben zusätzlich ein Hasenjäger, ein Hühnerfänger und ein Garnknecht zuständig. Der Speiseplan nennt an Fischen, meist ohne Stückangaben (die man saisonhalber nicht absehen kann) Scholle, Stockfisch, Hering, Salm, Hecht, Brasse, Karpfen und "allerlei" Bratfische. Dazu kommen zwölf Fässer Butter, sieben Wagen Käse (zehn Käse pro Woche), Eier, Milch, Essig, Zwiebeln, Senf, Erbsen, "Küchenkraut", Weizen und Roggen. An Getränken gibt es Wein in drei Klassen (Herrenwein, Ritterwein und gemeinen Weiß- und Rotwein), Bier, "Romeyer" (einen teueren Südwein), weißen und Roten "malmefye" (Malvasier), "raynfair" ("Reinfall", ein Südwein wahrsch. aus Rivoli) und schließlich den selbstgebrauten "Zuckertrank". Der Bestellzettel endet mit der Klage des anonymen Verfassers, er benötige zusätzlich Heu, Stroh, Holz und Kerzen, die alle mit Bargeld zu zahlen seien (1500 Gulden - insgesamt?), wozu er ganz übel gestellt sei. Der Hof des Herzogs, der aus etwa 200 Personen besteht, verzehrt normalerweise freilich nicht so viel. Eine 1513 angefertigte Rechnung für den Jahresverbrauch geht von wöchentlich 20 Hammeln (statt der 1505 genannten 46), von dreieinhalb Rindern (statt zehn) und anderthalb Fässern Butter (statt zwei) aus. Götz von Berlichingen läßt sich eine eiserne Hand anfertigen. Johann Faust aus Symmern in der Diözese Mainz wird als Student in Heidelberg immatrikuliert. Vermutlich ist er mit dem legendären Dr. Faust, der ja aus Knittlingen stammen soll, nicht identisch. Martin Luther tritt in das Kloster der Augustiner-Eremiten zu Erfurt ein. Reutlingen geht mit Herzog Ulrich von Württemberg einen Schirmvertrag ein, der 51 Jahre halten wird. Die Stadt zahlt ein jährliches Schutzgeld und stellt dem Herzog im Kriegsfall ein kleines Kontingent. Nach der Wiedervereinigung der bayerischen Teilherzogtümer wird München zur Landeshauptstadt.

1506
In der Kleiderordnung von Leipzig umfäßt die Liste der verbotenen Stoffe (1463: nur Samt und Seide) mittlerweile: Atlas, Damast, Taft, Zendal, Tobin, Settin, Scharlach, Arras, Schamlott, "ausländische Leinwand" und "ausländisches Gewand".
20. Mai: Kolumbus stirbt in Spanien. Albrecht Dürer schreibt aus Venedig an Willibald Pirckheimer in Nürnberg, damit dieser den Nürnberger Augustinerprior um ein Gebet bitte: "Sprecht, daz er got vür mich pit, daz ich behüt werd und sunderlich von den Frantzosen (Syphilis), wan ich weis nix, daz ich ubeller fürcht, wan schier iederman hat sy. Vil leut freßen sy gar hinweg, daz sy also sterben." In Breslau endet ein Edelmann am Galgen. Diese unehrenhafte Strafe ist ursprünglich für Adelige nicht üblich gewesen. Verfolgung von Juden und Zwangsgetauften in Portugal. Die Produktion von Zucker auf Madeira ist seit 1450 um 205% gestiegen. Bald wird sie auf 60% fallen, denn die Böden sind vom anspruchsvollen Zuckerrohr ausgelaugt.

1507
Wolfgang Wintperger, der Stadtarzt von Krems, läßt sein "Traktat der Badenfahrt" in Straßburg drucken. Darin beschreibt er die Wirksamkeit des "Frauenbades" und des "Herzogbades" in Baden bei Wien. Er empfiehlt, während des Badens keine Getränke und Speisen einzunehmen, weil die Speisen schlecht verdaut würden und während einer Kur ohnehin Diät geraten sei. Die Tochter des Pankratius Luxstainer, Pfleger auf Saluchstein, fällt aus einem Fenster des Schlosses 40 oder mehr Klafter in die Tiefe. Er hat "demnach seinen Dienern befolchen, die zerfallene Stuck mit Windliechteren zu suchen und zusamm zu lesen. Als aber dise nichts gefunden, und er Pfleger von denen Seinigen ermahnet worden, den grossen Nothhelfer, den heiligen Wolfgangum anzuruffen, hat er disem Rath zufolge sich hieher verlobet. Folgenden Tag wird das Kind durch die Diener 40 Claffter tieff unter dem Schloß gefunden, stehend auf einem Plattenstein, hangend in einer Zwissel, darein es die gantze Nacht und halben Tag in Regen und Schnee verbliben, dannoch unverletzt durch Hülff des heiligen Wolfgangi erhalten worden." Wie bereits 1502 gibt es zu Nördlingen bei der Fronleichnamsprozession Ärger, und wieder durch einen Teufelsdarsteller: "Daniel Frey, der ledrer, hat in dem verganngen umbganng teufels klaider angehept und getragen. Hat sich gegen den frowen bildern unwesenlich gehalten, ist an si gefallen und an in genollet wie ain hund und auff des pfarrers meurlin gestannden und gegen sein dienerin unzimliche wort gepraucht." [Nördlinger Urfehdebuch 1490 - 1508. Ad 1507, fol. 223 / N 2332] Auch er wird vorübergehend inhaftiert und muß Besserung geloben. (Vgl. 1502 und 1510) Orlando Gallo verbessert in Venedig die Technik der Herstellung gläserner Spiegel. Rodrigo Borja aus Toledo läßt Zenobio de Monti, den Ehemann einer seiner Schwestern von den päpstlichen Wachen umbringen, weil dieser einen Ehebruch seiner Gattin toleriert und sie dadurch in der Öffentlichkeit entehrt hat. Dieser Rodrigo besitzt Kirchenpfründen in der Provinz Toledo und ist selbst Sohn eines Bischofs und einer Ledigen (und wahrscheinlich Enkel eines Kardinals und späteren Papstes - Alonso Borja alias Calixtus III.). Bericht des Amerigo Vespucci über seine vier Reisen in die "Neue Welt". Erstmalig erscheint die Bezeichnung "Amerika" im Atlas von Waldseemüller.
20. August: Trithemius erwähnt in einem Brief an Johann Virdung den Dr. Faust: "Jener Mensch, über welchen du mir schreibst, Georg Sabellicus, welcher sich den Fürsten der Nekromanten zu nennen wagte, ist ein Landstreicher, leerer Schwätzer und betrügerischer Strolch, würdig ausgepeitscht zu werden, damit er nicht ferner mehr öffentlich verabscheuungswürdige und der heiligen Kirche feindliche Dinge zu lehren wage. Denn was sind die Titel, welche er sich anmaßt, Anzeichen des dümmsten und unsinnigsten Geistes, welcher zeigt, daß er ein Narr und kein Philosoph ist! So machte er sich folgenden ihm konvenierenden Titel zurecht. Magister Georg Sabellicus Faust der Jüngere, Quellbrunn der Nekromanten. Astrolog, Zweiter der Magier, Chiromant, Aeromant, zweiter in der Hydromantie. Siehe die törichte Verwegenheit des Menschen: welcher Wahnsinn gehört dazu, sich die Quelle der Nekromantie zu nennen? Wer in Wahrheit in allen guten Wissenschaften unwissend ist, hätte sich lieber einen Narren denn Magister nennen sollen. Aber mir ist seine Nichtswürdigkeit nicht unbekannt. Als ich im vorigen Jahre aus der Mark Brandenburg zurückkehrte, traf ich diesen Menschen in der Nähe der Stadt Gelnhausen an, woselbst man mir in der Herberge viele von ihm mit großer Frechheit ausgeführte Nichtsnutzigkeiten erzählte. Als er von meiner Anwesenheit hörte, floh er alsbald aus der Herberge und konnte von niemanden überredet werden, sich mir vorzustellen. Wir erinnern uns auch, daß er uns durch einen Bürger die schriftliche Aufzeichnung seiner Torheit, welche ich dir gab, überschickte. In jener Stadt erzählten mir Geistliche, er habe in Gegenwart vieler gesagt, daß er ein so großes Wissen und Gedächtnis aller Weisheit erreicht habe, daß, wenn alle Werke von Plato und Aristoteles samt aller all ihrer Philosophie durchaus aus der Menschen Gedächtnis verloren gegangen wären, er sie wie ein zweiter Hebräer Esra durch sein Genie sämtlich und noch treffender wiederherstellen wolle. Als ich mich später in Speyer befand, kam er nach Würzburg und soll sich in der Gegenwart vieler Leute mit gleicher Eitelkeit gerühmt haben, daß die Wunder unseres Erlösers Christi nicht anstaunenswert seien; er könne alles tun, was Christus getan habe, so oft und wann er wolle. In den Fasten dieses Jahres kam er nach Kreuznach, wo er sich in gleicher großsprecherischer Weise ganz gewaltiger Dinge rühmte und sagte, daß er in der Alchemie von allen, die je gewesen, der Vollkommenste sei und wisse und könne, was nur die Leute wünschten. Während dieser Zeit war die Schulmeisterstelle in gedachter Stadt unbesetzt, welche ihm auf Verwendung von Franz von Sickingen, dem Amtmann deines Fürsten, einem nach mystischen Dingen überaus begierigen Mannes, übertragen wurde. Aber bald darauf begann er mit Knaben die schändlichste Unzucht zu treiben und entfloh, als die Sache ans Licht kam, der ihm drohenden Strafe. Das ist das, was mir nach dem sichersten Zeugnis von jenem Menschen feststeht, dessen Ankunft du mit so großem Verlangen erwartest." In Schwäbisch Hall gibt es einen Pranger in Form einer Schandsäule auf einer erhöhten Bühne. Aufgrund von städtischen Bauabrechnungen zu Nürnberg geht man von 265 Arbeitstagen im Jahr aus (48 Feiertage). Davon werden 93 Tage dem Winter und 172 Tage dem Sommer zugerechnet. Wegen der kurzen Tage ist der Winterlohn geringer als der Sommerlohn. Seit Anfang des 16. Jhahrhunderts wird in Nürnberg vom 4. April bis 24. August der große Sommerlohn und vom 22. Februar bis 4. April sowie vom 24. August bis 16. Oktober der kleine Sommerlohn bezahlt. Luther wird Priester.

1508
Landgräfin Anna von Hessen wird ein einem politischen Lied verspottet: "Die landgrävin von Hessen / Die ist ein stolzes weib, / Sie ladt uns frembde gäste / Die Kasten werden weit." Hiermit protestiert der eingesessene Adel gegen nicht-hessische Berater ("fremde Gäste"), die hessische Steuern verzehren. In Breslau verläßt Oberbürgermeister Paul Hornig nach hitziger Diskussion die Ratssitzung; ein anderer Ratsherr schlägt "im Grimm" zusätzlich noch auf den Tisch, was ihm anderthalb Mark Gold als Strafe beschert. In diesem kleinen Kreis außerhalb der Öffentlichkeit steht die Stellung der Obrigkeit nicht in Frage. Vielmehr straft sich die Obrigkeit hier selbst, vielleicht, um die eigene Legitimität nicht zu untergraben. [Chr. Heiduk: Die Diskussion über das Strafrecht in spätmittelalterlichen Chroniken Schlesiens und der Lausitz. In: Ders. u.a.: Krieg und Verbrechen nach spätmittelalterlichen Chroniken. Köln: Böhlau 1997.]
Es erscheint, vermutlich in Augsburg, eine anonyme Schrift mit dem Titel: "In disem biechlein wirt gefunden / der Pauren Practick unnd regel/darauff sy das gantz iar / ain auffmercken haben unnd halten." Diese Bauernpraktik, die in der Erstausgabe nur sechs Quartblätter umfaßt, wird sich rasant verbreiten und allein zwischen 1530 und 1590 allein 29 deutsche Auflagen erleben. Damit wird die Tradition der Volkskalender begründet. Die Bauernpraktik wird letztmals zum Gebrauch 1895 in Schweden gedruckt werden.
Ab 1508: Es erscheinen die "Facetien" von Heinrich Bebel. Darin wird auch über ein verunglücktes Passionsspiel in Tübingen erzählt: Als dem am Kreuz hängenden Christusdarsteller ein liebreizendes Mädchen als Maria Magdalena vor Augen kommt, hat dieser, nur mit einem Lendenschurz bekleidet, für alle sichtbar eine Erektion. ("coepit ei virga virilis erigi videntibus circumstantibus omnibus.") Weibliche Darsteller kommen gerade erst auf und sind noch ungewohnt. Dazu noch eine Episode aus der Zimmerischen Chronik: Bis zu diesem Jahr ist es in Meßkirch üblich gewesen, sowohl bei der Öschprozession an Himmelfahrt als auch bei der Stadtprozession an Fronleichnam unmittelbar vor dem Sakrament die Jungfrauen gehen zu lassen. In diesem Jahr jedoch sollen wenige Wochen nach Himmelfahrt zwei dieser "Jungfrauen" ein uneheliches Kind zur Welt gebracht haben. Wer die Väter seien, brauche niemand zu interessieren, festzuhalten sei, "daz (...) hinfüro weder auf den uffart oder auch den herrn fornleichnams dag zu ewigen zeiten die jungfrawen nimmer mehr dem sacrament solten vorgeen."

1509
In Wien werden die "Fütterer" (Verkäufer von Tierfutter) mit fünf Pfund Pfennig bestraft, weil sie zum Verkauf von Hafer ein zu kleines "Viertel" (Maß) benutzt haben. In Breslau müssen zwei reiche Patrizierbrüder wegen Beleidigungen des Rats eine Mark Gold zahlen; ein adeliger Hofrichter muß für "unleidliches" Reden vor dem Ratstisch zehn Mark zahlen.

1510
Während der Pilgerfahrt zur Aachener Reliquienzeigung will auch Düren davon profitieren und zeigt die Annareliquie. Hier übernachten 18000 bis 20000 Pilger in den umliegenden Wäldern. Bei der Fronleichnamsprozession zu Nördlingen gibt es (nach 1502 und 1507) einen weiteren Zwischenfall mit einem Teufelsdarsteller: Diesmal benimmt sich Hanns Mayr "gegen den weibsbilden ungannklich und annders, dann im gepurt hat". [Nördlinger Urfehdebuch 1509 - 1518. Ad 1510, fol. 40V / N 2333]
Leonardo da Vinci entwirft ein horizontales Wasserrad nach dem Prinzip der Turbine. Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim veröffentlicht "De occulta philosophia", eine bedeutende alchimistische Schrift. Auf dem Reichstag von Augsburg erhebt Kaiser Maximilian I. Hamburg zur Reichsstadt. Das Verhältnis zu Dänemark, zu dem Hamburg offiziell gehört, bleibt gespannt. Das Herzogtum Jülich-Berg erwirbt durch Heirat das Herzogtum Kleve.
Ca.: In diese Zeit gehört eine Anekdote aus der Zimmerischen Chronik, die in Kreenhainstetten spielt (einem oberschwäbischen Ort, wo später Abraham a Sancta Clara geboren werden wird) und die von einem Pfarrer namens Melchior Leichtenhändle (wahrscheinlich dort bis 1516 tätig) und seinem Mesner handelt. Von dem Pfarrer wissen nach der Chronik die Leute noch nach Jahren zu erzählen, "wie er (...) zu Hainstetten ain Osterspill hab halten wollen und die historia des palmtags, wie der herr Christus uf aim esel zu Jherusalem ingeritten, spielen, und namlich so hab er sein mesner uf ain mülleresel gesetzt, im ain langen rock angelegt; dem seien zwelf bauren nachgefolgt, wie die zwelf jünger; er aber, der pfaff, seie bei der kirchen mit den überigen bauren, auch jungen und alten gestanden, hab in mit dem gewonnlichen gesang entpfangen. Do hab ainer under dem haufen, der dem mesner sonst feindgewesen, ain palmenast dem mesner uf ain aug geschossen, dardurch der mesner erzürnt, ab dem esel gefallen, darvon geloffen und gesagt, der teufel soll iren Hergot sein." [Hs 580 u. 581]
Oder später: In Braunschweig verfaßt der Zollschreiber Hermen Bote das "Schichtbuch", eine Darstellung der Braunschweiger Bürgerkämpfe ("Schichten") seit 1292.

1511
Eine gewisse Anna Laminit aus Augsburg behauptet, allein vom Genuß der Hostie zu leben. Kunigunde, die Witwe des Herzogs von Bayern zweifelt daran und lädt sie in die Residenz nach München ein, wo sie entlarvt wird: Sie hat unter der Schürze Lebkuchen verborgen. Nach einem Orkan wird in Regensburg der "Lindenplatz" angelegt.
4. September: In Crema sollen über 1000 Steine vom Himmel gefallen sein (Meteoritenregen), einige davon angeblich mehr als zentnerschwer. Sie sollen Vögel, Schafe, Fische und einen Priester erschlagen haben. Im schlesischen Brieg hat ein Priester im Streit einen anderen Priester erstochen. Er wird in Strahowitz, offenbar in einem städtischen Gefängnis auf ungewöhnliche Weise "erhüngert". Von einer Konkurrenz zwischen geistlicher und weltlicher Gerichtsbarkeit wird hier nichts überliefert.

1512
Luther wird Doktor der Theologie zu Wittenberg. Thomas Murner verfaßt die "Schelmenzunfft", eine Satire auf die Sittenverderbnis aller Stände. Erster Beleg für die Einwanderung italienischer Rauchfangkehrer. Augsburg erläßt die älteste deutsche Medizinalordnung mit Kurpfuscher-Verbot. Es erscheint die "Brevis Germaniae Descriptio" von Johannes Cochlaeus, seit 1510 Rektor der Lateinschule von St. Lorenz zu Nürnberg. Diese an Tacitus' Germania orientierte Beschreibung Deutschlands dreht sich vor allem um Nürnberg als Zentrum. Er lobt darin Dürer für sein Werk und dessen Freund und Förderer Willibald Pirkheimer für seine Bildung und riesige Bibliothek, Erhard Etzlaub für seine genaue Deutschlandkarte, Peter Henlein für seine neuartige Taschenuhr usw. "Wenn du aber das Rathaus besichtigst, dann könntest du glauben, daß die Nürnberger Bürger und Ratsherren sich nicht um Bauten und Waffen kümmern, so groß und so verschieden sind die administrativen Geschäfte. Sie haben also vierzehn Stuben, die sich nach der Verschiedenheit der Ämter unterscheiden, hier die Ratsherren, dort die Losunger, andernorts die Juristen, die Fünferherren, die Rugherren, die Schöffen, Schreiber usw." Bei Ravenna wird erstmals eine offene Feldschlacht durch den Einsatz von Geschützen entschieden.

1513
Im "Ceremoniale Basiliensis Episcopatus" des Baseler Kaplans Hieronymus Brillinger wird geraten, auf das Taufwasser gut zu achten und alte Weiber abzuweisen, die es zu abergläubischen Zwecken mitnehmen wollen. In Nürnberg wird ein verrücktes Weib für 17 Jahre im eigenen Haus in Ketten gelegt. Ein Bundesbrief der Bäcker mehrerer Rheinstädte ordnet an, "das hinfür keyn meyster in den obgnanten stetten einichen knaben oder knecht des handtwerck zu lernen uffnemmen soll, er sey dan fromme und von frommen eelewtenelich gebornn, und besunder wollen wir auch, das keyn meyster under unns mit henckern, wasenmeystern [Schindern] oder andern untuglichen personen nit essen oder trincken sall, und yn einichen hanndell oder gewerbe gemeynschafft, oder teyl haben in zumal keinerley wyse, wye das gesyn mochte, nichts ußgenommen". ["Fromm" bedeutet vor Luther nicht in erster Linie religiös, sondern "tüchtig, brav, rechtschaffen".] Luxusprostitution in Donauwörth: Der kaiserliche Sekretär Cyprian Sernteiner verspricht dem Würzburger Domherrn Peter von Aufseß als Lohn für eine Gefälligkeit "ain fayste pfarren" oder ihm das "madlen von werdt schicken oder aber, wo ihr herkumen solt, herberg bei ihr". Dies ist aber eine Ausnahme; die meisten Dirnen sind arm. Mutanius Rufus, Kanonikus und humanistischer Privatgelehrter in Gotha erwähnt in einem Brief an Heinrich Urbanus aus Erfurt den Dr. Faust: "Vor acht Tagen kam ein Chiromant nach Erfurt, namens Georgius Faustus Helmitheus Hedelbergensis, ein bloßer Prahler und Narr. Seine Kunst, wie die aller Wahrsager, ist eitel, und eine solche Physiognomie ist leichter als eine Wasserspinne. Die Dummen sind voller Bewunderung. Gegen ihn sollten sich die Theologen erheben, statt daß sie den Philosophen Reuchlin zu vernichten suchen. Ich hörte ihn im Wirtshaus schwatzen; ich habe aber seine Anmaßung nicht gestraft; denn was kümmert mich fremde Torheit?" Nach einer Jahresverbrauchsberechnung für den Hof des Herzogs von Jülich-Berg-Ravensberg verzehren etwa 200 Hofmitglieder pro Woche u.a. 20 Hammel, dreieinhalb Rinder und anderthalb Fässer Butter (vgl. 1505). Daneben leistet man sich gelegentlich einen Delphin, Feigen von Zypern, Datteln, Oliven, Limonen, Kapern, Zucker von Rhodos, Mandeln, Ingwer, Pfeffer und Safran. In Dresden wird die Bauhütte gegründet. Der Rappenmünzbund (siehe 1403) führt als neue Münze den "Dicken" zu einem Drittel Goldgulden ein. Bald darauf wird auch der Batzen zu vier Kreuzer eingeführt, der zur wichtigsten Kurantmünze der Schweiz wird. (Hier eine Begriffsklärung: Eine Kurantmünze liegt dann vor, wenn der Metallwert einer Münze ihrem Nennwert (Nominalwert) entspricht; ansonsten spricht man von einer Scheidemünze.) Portugal kontrolliert fast den gesamten Handel mit afrikanischem Pfeffer, der in den Niederlanden guten Absatz findet.
Ca.: Machiavelli verfaßt "Il Principe", worin er sich von ethischen Normen zugunsten von politischem Pragmatismus verabschiedet.

1514
Die Bauern in Württemberg gründen den "Armen Konrad", einen Bund gegen die "Ehrbarkeit" (d.h. die bäuerliche und bürgerliche Führungsschicht in den Dörfern), eine Reaktion auf die Mißwirtschaft von Herzog Ulrich. Daneben beschweren sie sich über eine Entwicklung zu neuer Leibeigenschaft und über die Fugger. Der Tübinger Landrat "vermittelt" den Tübinger Vertrag, der größtenteils die "Ehrbarkeit" begünstigt.
März: Franz von Sickingen stellt sich bei Oppenheim mit Geschütz, Reisigen und Fußvolk auf und überfällt ein Wormser Schiff, welches sich auf dem Weg zur Frankfurter Messe befindet. Auf diesem befinden sich auch Altbürgermeister und Ratsmitglieder. Erst nach diesem Überfall (mit Beute und Lösegeld) eröffnet er formell die Fehde gegen Worms. Kaiser Maximilian verhängt die Reichsacht, doch Sickingen hat Unterstützung durch seinen Lehnsherren, den Bischof von Worms und den Pfälzer Kurfürsten. In Ungarn ruft Erzbischof Tamás Bakócz von Esztergom zu einem Kreuzzug gegen die Türken auf und bewaffnet dazu Bauern, Handwerker und Tagelöhner. Dies führt zum blutigsten Bauernaufstand der ungarischen Geschichte, angeführt von von dem kleinadligen Offizier György Dózsa. Der Aufstand wird von János Zápolya (Szapolyai), der Wojwode von Siebenbürgen und der reichste ungarische Großgrundbesitzer seiner Zeit grausam niedergeschlagen. Dózsa wird auf einem glühenden Thron verbrannt, die anderen bauernführer gefoltert und hingerichtet. Es stirbt der Ingenieur Bramante (70). Er hat erstmals die antike Betontechnik (Guß in Holzverschalungen) wiederaufgegriffen.
Bis 1517: Die bisher gebräuchlichen Tellerbrote als Unterlage für Speisen und zum Schneiden von Fleisch verschwinden zugunsten von Zinntellern.

1515
Ausbruch des Innerösterreichischen Bauernkrieges mit Schwerpunkt Slowenien. Im Haushalt des Nürnberger Patriziers Anton Tucher kommen fünf Personen am Tag mit 1041 Gramm Brot aus (208 Gramm pro Person) aus. Zum Vergleich: Im Heilig-Geist-Hospital beträgt die Tagesration etwa 700 Gramm und in der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung 466 bis 490 Gramm. Bei den höheren Schichten ist der Brotanteil an der Nahrung wesentlich geringer, weil diesen genügend andere Nahrungsmittel zur Verfügung stehen. In Straßburg erscheint "Ein kurtzweilig lesen von Dyl Ulenspiegel geboren uß dem land zu Brunßwick. Wie er sein leben volbracht hatt. XCVI seiner geschichten. Getruckt von Johannes Grieninger in der freien stat Straßburg, uff sant Adolffo tag Im jar MCCCCCXV". Dieser erste erhaltene Druck ist sicher nicht die erste Ausgabe; die erste druckfertige Sammlung scheint vor 1500 zu liegen; die Vorlage ist wohl niederdeutsch. Bei Marignano wird zum zweitenmal (nach 1512) eine offene Feldschlacht durch den Einsatz von Geschützen entschieden.
Ca.: Bei den Feuerwaffen wird das Radschloß erfunden.
Bis 1519: Franz von Sickingens Wormser Fehde eskaliert. Mit 1000 Reitern, darunter Götz von Berlichingen und Hartmut von Kronberg, und 6000 Mann Fußtruppen belagert er Worms, verwüstet das Umland und sucht der Stadt das Wasser abzugraben. Eine kleine Schar kaiserlicher Landsknechte wird aufgerieben.
Bis 1520: Niklaus Manuel malt den Berner Totentanz ebendort auf die Kirchhofsmauer des Dominikanerklosters. (1660 wird er wegen einer Straßenerweiterung zerstört werden.)
Ca.: In Frankreich kommen Manufakturen auf.

1516
Franz von Taxis richtet auf Weisung von Maximilian die erste regelmäßige Postverbindung zwischen Innsbruck und den habsburgischen Niederlanden ein. Diese Post befördert nur Schriftstücke des Hofes und benutzt Stationen zum Wechsel von Pferden und Kurieren. Werbetafel eines Schulmeisters (geschaffen von Ambrosius Holbein): "Wer jemandt hier der gern welt lernen dütsch schriben und läsen uß dem aller kurtzisten grundt den jeman erdencken kan do durch ein jeder der vor nit buochstaben kan der mag kürtzlich und bald begriffen ein grundt do durch er mag von jm selbs lernen sin schuld uff schriben und läsen und wer es nit gelernen kan so ungeschickt were den will ich um nut und vergeben gelert haben und gantz nüt von jm zuo lon nemen er sig wer er well burger oder hantwercks gesellen frouwen und junckfrouwen wer sin bedarff der kum har jn. der wirt drüwlich gelert um ein zimlichen lon. Aber die jungen knaben und meitlin noch den fronvasten wie gewonheit ist. 1516." Die Grafen Schlick entdecken bei Joachimstal in Böhmen reiche Silbervorkommen. Es sterben: Hieronymus Bosch und Johannes Trithemius. Ferner auch Aldus Manutius (69) und Wladislaw II. von Böhmen und Ungarn. Auf dem Landtag zu Ingolstadt beschließt Herzog Wilhelm IV. von Bayern, der die wiedervereinigten Teilherzogtümer München-Bayern und Landshut-Bayern zusammen mit Ludwig X. regiert, die Ausweitung des Münchner Reinheitsgebotes für Bier von 1487 für ganz Bayern. Pauernfeindt Andre verfaßt "Ergründung ritterlicher kunst des fechtens durch freyfechter Vienn, nach klericher Begreiffung vnd kürzlicher Verständnuß".
Ca.: Faust hält sich in Maulbronn auf, engagiert von dem durch extreme Bautätigkeit verschuldeten Abt Johann Entenfuß, um Gold zu machen.

1517
Luther verbreitet seine 95 Thesen. Der Anschlag der Thesen an die Türen der Wittenberger Schloßkirche freilich ist nicht nachgewiesen. Joß Fritz mit seinen Werbern und Boten aus dem fahrenden Volk zettelt wieder einen Aufstand an, diesmal am Oberrhein, aber erneut wird alles verraten. Antonio de Beatis behauptet, bei der Aachener Reliquienzeigung hätten die ungarischen Aachenfahrer meilenweit die Luft verpestet. Der medizinischen Fakultät der Universität Wien wird die Überwachung der Apotheken übertragen (was die Universität seit 1404 zu erreichen versucht hat). Albrecht Altdorfer (der Maler) wird Mitglied des inneren Rates von Regensburg. Nach dem Abklingen einer Pestepidemie in München kommt dort erstmals der Schäfflertanz zur Aufführung.

1517/1518
Antonio de Beatis beschreibt deutsche Betten: "Allgemein sind Federbetten und ebenfalls mit Federn gefüllte Bettdecken in Gebrauch..., da Gänse in solchen Mengen gehalten werden, daß ich in Deutschland mehrmals an die vierhundert auf einmal gesehen habe... In den Schlafräumen herrscht nicht die Wärme der Stube, und es fehlen auch Kamine zum Heizen. Es bedeutet daher ein krasses Mißverhältnis, den geheizten Raum zu verlassen und sich in empfindlicher Kälte zu entkleiden. Aber da man sich nach dem Besteigen der Daunenbetten rasch erwärmt, kümmert man sich nicht weiter darum."

1518
Franz von Sickingen, noch im Kampf mit Worms, beginnt eine zweite Fehde: im Bunde mit Graf Wilhelm von Geroldseck legt er sich mit Herzog Anton von Lothringen an. In dieser Sache allerdings handelt er im Interesse des Kaisers, da Lothringen zu Frankreich tendiert. Nach der Einnahme des Schlosses Antons von Lothringen muß letzerer Frieden schließen, zahlt die Kriegskosten und nimmt Sickingen mit beträchtlichen Jahresbezügen in seine Dienste. Über den mit ihm verbündeten Grafen von der Mark öffnet sich Sickingen der Weg zum französischen König Franz I. Auch Franz von Valois bestellt Sickingen in seine Dienste - für kurze Zeit. Eine weitere Fehde richtet sich gegen die Reichsstadt Metz, nachdem ein Adliger namens Pierre Soufrey von einem ehemaligen Metzer Bürger ermordet worden ist. Sickingen belagert Metz mit 10000 Mann und erkauft sich seinen Abzug für 25000 Gulden. Noch vor Metz beschließt er eine weitere Fehde: Unter Ausnutzung eines Konfliktes zwischen dem gerade mündigen Landgrafen Philipp von Hessen und dessen Mutter Anna fprdert Sickingen Wiedergutmachung für Schäden, die das Haus Sickingen im bayerischen Erbfolgekrieg durch Hessen erlitten hat. Mit 2000 Reitern und etwa 10000 Fußknechten brandschatzt er das Territorium des Landgrafen. Nach zehn Tagen kann er Darmstadt einschließen. Am 23. September wird Frieden geschlossen: Sickingen erhält u.a. die von Landgraf Wilhelm von Hessen einst weggenommenen Gefälle und Grunstücke bei Northeim sowie 35000 Gulden. Gleichzeitig fordert er von Frankfurt die Herausgabe Sickingischer Beutestücke, die von einem Kreuznacher Bürger veruntreut und und an Frankfurter Juden versetzt worden waren. Dies bringt ihm weitere 4000 Gulden. Die Grafen Schlick prägen aus den vor zwei Jahren entdeckten reichen Silbervorkommen im böhmischen Joachimstal Guldengroschen (vgl. 1484 und 1486). Sie heißen anfangs "Joachimstaler Guldengroschen", später "Joachimstaler" und schließlich nur noch "Taler". Diese Münzen verbreiten sich schnell in ganz Mitteleuropa. Die Stadt Steyr rechtfertigt vor dem Rat von Wien den erhöhten Holzpreis, daß "das holzslahen und fechsnen nit mer als vor ettlichen jarn, so nahent sonder ferr hindan in die wereld und gepirg khömen." Eine Schweizer Chronik: "Anno domini 1518 gieng in der wellt ein gross hoptwe [Hauptweh, Hirnhautentzündung?] uss. Es lag schier halbe wellt daran, und ze Neffenbach sturben vil lüten darvon." Aus den lokalen Folgen zu Neffenbach wird gleich auf die "halbe Welt" geschlossen, eine Folge von Ungewißheit und Unwissen über die Krankheit - oder über die Dimensionen der Welt? Die Verbreitung der Gabel kommt nicht recht voran, weil die Kirche dagegen Vorbehalte hat ("Werkzeug des Teufels"). So äußert auch Luther in diesem Jahre: "Gott behüte mich vor Gäbelchen." Der Sterndeuter Stöffler prophezeit für den Februar 1524 den Weltuntergang durch eine Sintflut.

1519
12. Januar: Kaiser Maximilian stirbt. Die Stadt Worms unterliegt in der Fehde mit Franz von Sickingen und muß 15000 ihm Gulden Abzugsgeld zahlen. Der Gesamtschaden beziffert sich auf 100000 Gulden. Der Kaiser hatte dabei vermittelt und die Reichsacht annulliert, zumal Sickingen auch sein Bündnis mit dem frankreichtreuen Herzog Ulrich von Württemberg aufgegeben hat. Sickingen wird kaiserlicher Feldhauptmann mit 600 Gulden jährlich plus weiteren 2000 für seine Truppe. Kaum im kaiserlichen Dienst, nimmt er Mailänder Kaufleuten Waren im Werte von 25000 Franken ab, indem er Forderungen eines Händlers gegen die Mailänder vertritt. Da aber nun Mailand dem französischen König untertan ist, behält dieser Sickingens Pension ein. Der Schwäbische Bund wirbt Sickingen gegen seinen einstigen Verbündeten Herzog Ulrich von Württemberg an, der von den kaiserlichen Todesfeierlichkeiten zu einem Überfall auf die Reichsstadt Reutlingen aufgebrochen ist. Sickingen kann ihn ohne Mühe vertreiben und kassiert dafür Stadt und Amt Neuenburg. Sickingen und Georg von Frundsberg sichern die Königswahl in Frankfurt. Ihre 15000 oder 20000 Mann lagern zwischen Mainz und Frankfurt. Sickingen bleibt trotz materieller Verlockungen aus Frankreich kaisertreu. Er unterstützt die Wahl von Erzherzog Karl von Österreich (Karl V.). In diesem Jahr trifft er Ulrich von Hutten. Herzog Ulrich von Württemberg bricht den Schirmvertrag mit Reutlingen (von 1505) und nimmt den Tod eines seiner Forstknechte, der von Reutlinger Bürgern während einer Wirtshausschlägerei erstochen wird, zum Anlaß, Reutlingen zu überfallen und einzunehmen. Nach wenigen Monaten wird die Stadt vom Schwäbischen Bund befreit und der Herzog aus dem Lande vertrieben. In Deutschland werden dieses Jahr 111 Buchtitel gedruckt.
Februar: In Regensburg werden fast 600 Judenfamilien vertrieben. Man sieht darin die einzige Möglichkeit, die finanzielle Misere zu bereinigen, doch der Rat hat nicht den Mut, diese Aktion zu decken. So müssen die Zünfte vor dem Rathaus Klagen gegen die Juden vorbringen, hätten diese doch angeblich das Handwerk der Stadt ruiniert. Die Synagoge wird abgetragen und der Judenfriedhof mit 4000 Grabsteinen zerstört. An Stelle der Synagoge wird eilig eine hölzerne Kapelle errichtet. (Nach dem Tod Maximilians hat das Reich auch gerade keinen Herrscher, der eingreifen könnte.) Wegen des großen Andrangs von Pilgern zum Gemälde der "Schönen Madonna" von Albrecht Altdorfer wird der Platz vor der Holzkapelle bald zu klein, und so werden die Judenhäuser ringsum abgerissen. Milde Strafen für die Verfehlungen von Klerikern vor geistlichen Gerichten: Ein Bordellbesuch kostet 16 Schilling Buße, Verwicklung in eine Schlägerei 22 Schilling und Schlafen mit einer verheirateten Frau 30 Schilling. [Da fehlt wieder die Ortsangabe!]
Bis 1524: Bei der Wallfahrt zur Schönen Maria in Regensburg werden 50000 bleierne und 18000 silberne Pilgerzeichen verkauft. An der Herstellung sind selbst der Maler Albrecht Altdorfer, der Bildhauer Hans Leinberger und der Landshuter Goldschmied Leonhard Löbl II. beteiligt. Die Einnahmen durch die Pilger sind bedeutend. Zu Regensburg wird eine so kolossale Wandelkerze geopfert, daß man, um sie anzuzünden, eine Leiter von zwölf Stufen anschaffen muß.
Bis 1529: Die Festungswerke von Dresden werden erneuert. Das Dorf um die Frauenkirche wird dabei miteinbezogen.

1520
Der Propst des Chorherrenstiftes Klosterneuburg läßt mit der Begründung, daß er "das cziegeln pflaster nimer gaben woldt" und "vermainet sy wärn zu kaldt", in mehreren Stuben neue Bretterböden verlegen. Georg III. Schenck von Limburg, der Bischof von Bamberg zahlt dem Dr. Faust 20 Gulden für ein Geburtshoroskop. Peter Weidenhammer aus Schneeberg im Erzgebirge stellt Kobaltblau und Kobaltglas her. Die Kurierpostverbindung zwischen Innsbruck und Mechelen wird auf Initiative des neuen Generalpostmeisters Johann Baptist von Taxis bis nach Brüseel verlängert.
Herbst: Franz von Sickingen wird kaiserlicher Rat und Kapitän, doch bleibt ihm der notorisch in Geldverlegenheit steckende neue Kaiser die vorgestreckten 20000 Gulden schuldig. Ulrich von Hutten erhält eine Heimstatt auf der Ebernburg und versammelt dort etliche frühe Reformatoren. Luther jedoch kommt trotz Einladung nicht. Albrecht Dürer geht für ein Jahr in die Niederlande. In diesem Jahr erscheinen Luthers drei reformatorische Grundschriften "Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche" (latein, worin der Papst als Antichrist bezeichnet wird), "Von der Freiheit eines Christenmenschen" und "An den christlichen Adel deutscher Nation. Von des christlichen Standes Besserung".
Ende des Jahres sind die Schriften Luthers in 652 Auflagen mit ca. 600000 bis 700000 Exemplaren verbreitet. Im Buchdruck kommen die dickleibigen Folianten außer Mode zugunsten kleinerer handlicherer Formate.

1520/1521
Albrecht Dürer reist in die Niederlande. Das Tagebuch dieser Reise beginnt folgendermaßen: "Am pfingstag nach Chilianj hab ich, Albrecht Dürer, vff mein verkosten und außgeben mich mit meinem weib von Nürnberg hinweg in das Niederland gemacht. Und do wir desselben tags außzogen durch Erlang, do behauseten wir zu nachts zu Baiersdorff und verzehren daselbst 3 pfund minder 6 pfenning. Darnach sind wir den nechsten, am freitag, gen Forchaim kommen, vnd gab do umb geleith 22 pfenning. Von dannen für ich gen Bamberg und schenckte den bischoff ein gemahlt Marien bildt, unser Frauen leben, ein Apokalysin und für ein gulden kupfferstück. Der lud mich zu gast, gab mir ein zoll- und drey fürder brieff und löset mich auß der herberg, do ich bey einem gulden verzehret hab. Item jch hab dem fuhrman 6 gulden an gold geben, der mich von Bamberg gen Franckfurth führet." Dürer verkauft auf dieser Reise für etwa 100 Gulden Druckgrafik und fertigt zahlreiche Zeichnungen an.
Ca.: In der Kleidermode, insbesondere der Landsknechte, wird der unbequem gewordene lange Beinling durch den Kniestrumpf verdrängt. Der Oberstoff vom Knie aufwärts ist (seit etwa 1500) "zerhauen", d.h. geschlitzt, hat aber bisher eine Hose gebildet (bestehend aus Oberhose und Unterfutter). Nun aber erhält die Strumpfhose einen vielfach geschlitzten Überzug als ein gesondertes Kleidungsstück. Es entsteht die Oberschenkelhose.
Ca.: In Spanien wird eine verbesserte Handfeuerwaffe erfunden: die Muskete. Sie hat keinen Haken mehr und wird beim Schuß auf einen Gabelbock aufgelegt. Das Pulver kommt nicht mehr aus einem ledernen Pulversack sondern aus einer hölzernen Patronenhülse.

1521
Die Grafen von Mansfeld und die Kurfürsten von Brandenburg beginnen mit dem Prägen von silbernen Talern.

1522
In Rostock leben 57% aller Haushalte in Miete. Sickingen beruft eine Adelsversammlung nach Landau, zu der Hunderte von Rittern von Hunsrück, Nahe und Oberrhein kommen. Die Artikel dieser "Brüderlichen Vereinigung" beinhalten wechselseitige Rechtshilfe und keine Fehde unter Mitgliedern. Zum Hauptmann dieses Bundes wird Sickingen gewählt. Dieser plant nun eine Fehde gegen Richard von Greiffenklau, den Erzbischof von Trier. Wegen dieser Fehde verfällt er als Landfriedensbrecher wieder der Reichsacht. Eine Koalition aus Richard von Greiffenklau, Kurfürst Ludwig V. von der Pfalz und Landgraf Philipp von Hessen zieht gegen ihn zu Felde. Die Johanniter benutzen die Ruinen des Mausoleums von Harlikarnassos in Karien (das fünfte Weltwunder) als Steinbruch für ihre Bauten.

1523
Ulrich von Hutten stirbt.
7. Mai: Franz von Sickingen stirbt in der belagerten Burg Nannstein. Die Katholiken frohlocken: Jetzt, wo der "Afterkaiser" Sickingen tot sei, werde es mit dem "Afterpapst" Luther auch nicht mehr lange dauern. Johann Oekolampad führt in Basel die Reformation ein. Der Rat von Basel befürchtet, die Knechte und Gesellen könnten die Stadt verrufen, wenn das Frauenhaus abgeschafft würde. Der Rat von Konstanz läßt den Frauenwirt geloben, auf verschuldete Huren keinen Zwang auszuüben, "iren leib...ihnen allweg frei" zu lassen. Der Bischof von Würzburg beginnt mit der Prägung von silbernen Talern. Luther: "Und endlich, im Jahre 1523, habe ich dann das Mönchskleid abgelegt, zur Ehre Gottes und zur Schande des Teufels, und um der Freiheit willen haben sich viele über meinen Schritt gefreut. Denn hätte ich nicht selber die Kappe abgelegt, Fleisch gessen, ein Weib genommen, so hätten alle Papisten geschmäht, meine Lehre sei nicht wahr, da ich anders getan, als gelehrt hätte." [Tischreden 4414]
In Deutschland werden dieses Jahr 498 Buchtitel gedruckt. Davon drehen sich 418 um die Reformationsdiskussion. Dürer verfaßt eine "Proportionslehre des Menschen", doch bleibt dieses Werk ungedruckt.In den Niederlanden werden zwei Augustiner als Lutheraner verbrannt.

1523/1524
Breslau und Ulm setzen evangelische Prediger ein.

1524
In Zürich werden die Memorientage und das Sterbegeläut abgeschafft.
Februar: Die für diesen Monat 1518 durch Stöffler prophezeite Sintflut findet nicht statt. Es soll zuvor einige Hysterie gegeben haben. Es hat aber Kurfürst Joachim I. von Brandenburg einen Sterndeuter namens Carion, der nun behauptet, Stöffler habe sich verrechnet und die Sintflut würde am 15. Juli 1525 stattfinden und überdies nicht die ganze Welt, sondern nur Deutschland, speziell das flach gelegene Berlin-Cölln heimsuchen. Der Kurfürst befiehlt, diese Prophezeiung geheimzuhalten. Apropos: Joachim von Brandenburg gilt als "großer hurentrecker". Auf dem Reichstag zu Esslingen wird die erste Reichsmünzordnung festgelegt. Als neues Münzgewicht wird die Kölner Mark zu 233,8 Gramm eingeführt, die für alle deutschen Gold- und Silberwährungen gilt. Der Münzwert wird (bis 1857) nach der auf die Kölner Mark bezogenen "Aufzahl" bestimmt der Anzahl der Stücke, die eine rauhe oder feine kölsche Mark ausmachen. Neben dem Goldgulden wird der Guldiner (Guldengroschen, aus Silber) zur Reichsmünze erhoben. Die Wertverhältnisse der Groß- und Kleinmünzen werden geregelt und es wird eine Valvation (Bewertung) der umlaufenden Münzen vorgenommen, wodurch man einen gründlichen Überblick über das verworrene Münzwesen in Deutschland gewinnt. Diese Münzordnung kann sich nicht durchsetzen, vor allem, weil der Feingehalt der Großsilbermünzen zu hoch angesetzt ist. Das Umprägen wäre zu teuer. Kleingeld kann daher nur mit Verlust geprägt werden und wird knapp bzw. wird der Silbergehalt reduziert. Beginn des Buchdrucks in Dresden. Die Versammlung der Reichsfürsten zu Heidelberg bestimmt, daß ihre diversen Spielleute, Trompeter, Sänger, Narren und Boten in Zukunft wenigstens so reichlich bezahlt werden sollen, daß sie nicht mehr auf zusätzliches Anbetteln der fürstlichen Gäste angewiesen sein würden.
Juni: In Stühlingen im Schwarzwald erheben sich die Bauern, bald auch an anderen Orten. Der Bauernkrieg beginnt, ausgehend vom Raum zwischen Basel, Bodensee und Schwarzwald. Der Aufstand von Stühlingen wird von einigen noch nicht zum Bauernkrieg gerechnet, weil hier noch die Forderungen dem "alten Herkommen" verpflichtet sind.
Herbst: Die Stühlinger und Hegauer Bauern gehen wieder auseinander, nachdem ihnen ein Schiedsgerichtsverfahren zugesagt worden ist. In Basel erscheint das Totentanz-Alphabet von Hans Holbein. Karl V. erlaubt ausländischen Kaufleuten, in der Neuen Welt Handel zu treiben, allerdings nicht zu siedeln. Untertanen aus dem gesamten Herrschaftsgebiet Karls dürfen nun nach Amerika (bis 1538). Die Einnahmen der drei spanischen Ritterorden werden ab diesem Jahr pauschal an die Fugger überwiesen.

1525
Februar/März: Formulierung der Zwölf Artikel der Bauernschaft.
Mitte März: Der Bauernaufstand hat sich auf die Gebiete östlich des Ursprungsraumes bis hin zum Lech ausgebreitet.
Mitte April: Der Bauernaufstand hat Franken zwischen Aschaffenburg und Bamberg erfaßt.
April: "Die Bauern laufen zusammen, als ob es schneite, von allen Dörfern, keins ausgenommen." (Hug, Villinger Chronist)
Ende April: Bauernaufstand am Oberrhein, am Mittelrhein bis zum Rheingau, in Württemberg, Hessen von Frankfurt bis Fulda und in Thüringen.
Mai: Als letztes Gebiet erfaßt der Bauernaufstand Österreich und das selbständige Erzbistum Salzburg. Gemeinsamkeiten der Gebiete des Bauernaufstands: Hohe Verstädterung, kleine Herrschaften, gewerbliche Entwicklung, Realteilung. Kurfürst Ludwig von der Pfalz schließt zu Forst bei Neustadt einen Vertrag mit den Bauern, der nur wenige Zugeständnisse beinhaltet: Ein Landtag soll über Beschwerden entscheiden, aber die Bauern sollen auseinandergehen, noch bevor dieser zusammentritt. Dieser Vertrag, mit dem sich die Bauern zufriedengeben, dient dem Fürsten nur zum Hinhalten: Er unterwirft den Bruhrain und besetzt Bruchsal. Als Truppen des schwäbischen Bundes von Osten heranziehen, unterwerfen sich die Bauern von Baden-Bruchsal. Der Kurfürst zieht alsdann gegen die Reste der Bauernhaufen.
23. und 24. Juni: Bei Pfeddersheim nahe Worms bereitet Ludwig von Kurpfalz den Bauern eine vernichtende Niederlage.
15. Juli: Kurfürst Joachim I. von Brandenburg, dem man für diesen Tag eine "lokale" Sintflut vorhergesagt hat (die er geheimgehalten hat), verläßt mit Familie, Gefolge und Staatskasse seine Residenz in Berlin-Cölln, als eine Wolkenwand herankommt. Sie begeben sich auf den außerhalb gelegenen Kreuzberg (den "Berliner Ararat"), aber es gibt am Abend nur einen kleinen Gewitterregen. Kurfürstin Elisabeth rät als erste zur Rückkehr und kurz vor dem Schloß sollen dann doch noch ein Reitknecht und vier Pferde des kurfürstlichen Wagens von einem Blitz erschlagen worden sein (Nach dem Chronisten Hastitz).
18. - 19. Juli: Ein Brand in Wien zerstört 410 Häuser. In Nürnberg werden Klöster aufgelöst. Es stirbt Jakob Fugger der Reiche. Weimar wird lutherisch. Der dänische Admiral und Seeräuber Klaus Kniphof wird von den Hamburgern gefangengenommen und hingerichtet. Die Piraterie in der Nordsee findet damit ihr Ende. Der Rat von Brügge beauftragt den spanischen Humanisten Juan Luis Vives damit, einen Traktat über die Unterstützung der Armen oder die menschliche Not zu verfassen. Anschließend wird eine Armenordnung eingeführt. Brügge ist im Niedergang: Der Hafen versandet, die Weber (wie auch die in Ypern) leiden Not. Um die Zunftornungen zu umgehen, wird in Flandern auf dem Land produziert und andere Städte dominieren jetzt den Handel, besonders Antwerpen, Mecheln und Brüssel. Flandern tritt zurück gegenüber Brabant. In die krisengeschüttelten Unterschichten dringen reformatorische Einflüsse, es kommt zu Sektenbildungen und utopischen Heilserwartungen.

1527/1528
Es erscheint die "Unterweisung der Messung", ein Lehrbuch der praktischen Geometrie, verfaßt von Albrecht Dürer.

1526
In Dresden ist Wolfgang Stöckel, der erste namentlich bekannte Buchdrucker nachgewisen. In Paris erscheint eine Geschichte Schottlands ("Scotorum historiae ab illius gentis origine") des Hector Boëthius [ca. 1470 - 1550]. Auf dieses Werk dürfte wohl der Irrglaube auf ein im Mittelalter existierendes "Ius primae noctis" zurückgehen, indem nämlich der Autor hierin behauptet, es hätte zur Zeit des Kaisers Augustus in Schottland ein König Evenus III. [angeblich 16 - 4 v. Chr. und völlig legendär] ein Gesetz erlassen, wonach jeder Herr einer Ortschaft die Gewalt haben sollte, die erste Keuschheit einer jungvermählten Jungfrau zu genießen. Es hätte erst König Malcolm III. Canmore [1058 - 1093] auf Drängen seiner Gemahlin Margarethe von Schottland dieses Gesetz wieder abgeschafft und durch eine Steuer ("marcheta") ersetzt. Diese Legende wird in der Folgezeit wiederholt abgeschrieben und weitergesponnen und hält sich hartnäckig bis ins 20. Jh. [Literatur und Film haben sich gerne dieses Motivs bedient, aber es hat keine reale Grundlage, sondern beleuchtet eher die Phantasievorstellungen des Kolporteurs! Umfassende Darstellung von Wilhelm Schmidt-Bleibtreu: Jus Primae Noctis im Widerstreit der Meinungen. Bonn: Röhrscheid 1988; 3-7928-0498-0] Hector Boëthius, Rektor der Universität (King's College) zu Aberdeen steht im Ruf der "Unzuverlässigkeit und Leichtgläubigkeit" [genaue Angaben bei Schmidt-Bleibtreu, S. 68, Anm. 41]
Juli: Der Bauernaufstand in Österreich wird niedergeschlagen.
Ab 1526: Der Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel gründet Zellerfeld.

1527
In Ulm wird den 12- bis 14jährigen Knaben das Betreten des Bordells verboten. Dürer verfaßt, angeregt durch die Türkengefahr, den "Unterricht zu Befestigung der Stett, Schloß und Flecken", der auch den Plan einer Idealstadt enthält.

1528
Der Prior des Klosters Rebdorf bei Eichstätt, Kilian Leib, empfängt den Dr. Faust, welcher sich als Johanniterkomtur ausgibt. Faust wird im gleichen Jahr wegen Wahrsagerei aus Ingolstadt verbannt.
3. Januar: Die Welser (aus Augsburg) und die Ehinger (aus Konstanz) unterzeichnen in Burgos einen Vertrag, der ihnen die Statthalterschaft über das Gebiet des heutigen Venezuela zuerkennt. Es schuldet ihnen nämlich Karl V. noch 141000 Dukaten für die finanziellen Transaktionen, die für seine Kaiserwahl nötig gewesen waren. Ihre Rechte: sie dürfen die Länder erobern und besiedeln, den Titel des Gouverneurs und Generalkapitäns "auf ewig" annehmen, Festungen bauen mit Hilfe des königlichen Fünftels, 50 deutsche Bergleute mitbringen, Indianer versklaven ("falls sie rebellierten"), Pferde einführen, in vier Jahren 4000 Negersklaven importieren. Im gleichen Jahr lassen sich Bartholomäus Welser und Companie in Santo Domingo nieder. Lübeck beginnt mit der Prägung von silbernen Talern.

1529
Von England aus greift der "Englische Schweiß" (Sudor Anglicus, eine Krankheit mit heftigem Fieber, starkem Schwitzen, unüberwindbarer Schlafsucht und Störungen des Nervensystems) auf Hamburg über und von dort über Lübeck, Rostock, Stralsund bis Danzig und Königsberg. In Frankfurt erscheint Hans Lebkhommers "Der Altenn Fechter anfengliche Kunst, Mitsampt verborgenen heimlichheyttenn, Kämpfens, Ringens, Werfens u. s. w. figürlich fürgemalet. Bissher nie an tag kommen." Dies ist eins der bedeutendsten deutschen Fechtbücher.
6. September: Der "Englische Schweiß" erreicht Köln, wird dort aber von der städtischen Obrigkeit aus wirtschaftlichen Gründen verschwiegen.
11. September: Der "Englische Schweiß" befällt Frankfurt, 13 Tage später auch Speyer, am Monatsende Worms, Straßburg und Mühlhausen.
Oktober: In Augsburg geht an Allerheiligen die Firma Höchstetter in Konkurs, aber die Gläubiger bleiben fern, weil in der Stadt der "Englische Schweiß" ausgebrochen ist. (Nach Lucas Rem) Hamburg erhält seine erste evangelische Kirchenordnung. Gleichzeitig wird hier das Schulwesen erneuert. Die Türken vor Wien. (Der "Englische Schweiß" war schon vorher da.) Bildersturm in Basel.

1530
Seit 1501 sind etwa 12000 Flugschriftenausgaben herausgekommen. Der Augsburger Reichstag legitimiert in einer Kleiderordnung die individuelle Tracht der Landsknechte: "...eyn kriegesman / so eyn dienst hett oder hauptman und im Zugk were /... der mag sich nach gestalt der leuff und wie jm gelegen / kleyden und tragen". In Nürnberg erscheint Hans Lebkhommers "Kunst des Messer-Fechtens".
Bis 1560 erscheinen noch einige weitere kleinere anonyme Fechtbücher.
Ab 1530: Der Herzog von Grubenhagen [Was für eine Herrschaft ist das denn?] gründet neben Zellerfeld (angrenzend) die Bergbaustadt Clausthal.
Ab 1530 wird auf Madeira der Anbau von Zuckerrohr wieder aufgegeben und weicht Wein aus Zypern und Kreta.

1531
Gescheiterter Kirchendiebstahl in Breslau: Ein Dieb läßt sich in St. Magdalena einschließen, um zwei silberne Büchsen aus dem Zimborium zu stehlen, aber Kirchenhunde stören ihn und er kann nur ein Stück eines kostbaren Mantels mit sich ziehen. Auf der Flucht vor den Hunden versucht er sich abzuseilen, aber der Strick reißt, er stürzt zu Boden und stirbt. Er wird sogar ehrlich begraben (was in einem späteren ähnlichen Fall nicht erfolgt), weil man, wie der Chronist Nikolaus Pol meint, seinen Tod als eine Art Gottesurteil ansieht. Schwere Teuerung in Zittau. Brüssel wird Hauptstadt der Spanischen Niederlande.

1532
Sturmflut an der Westküste von Schleswig-Holstein. Faust hält sich in Fürth auf. Seine Bitte um Geleit nach Nürnberg wird vom Rat der Reichsstadt abgelehnt; er wird als Sodomit und Nigromant bezeichnet. "Constitutio Criminalis Carolina" "Contrafeyt Kreuterbuch" von Otho Brunfels. In Lyon erscheint die erste Ausgabe des "Pantagruel" von Rabelais. Es stirbt der Hofnarr Claus Narr von Altranstädt, der Held eines Volksbuches.

1533
18. Oktober: Für dieses Datum hat der Prediger und Mathematiker Michael Stiftel den Weltuntergang berechnet.

1534
Es erscheint Sebastian Franks "Weltbuch". Hier werden besonders der Aufkauf und der Fürkauf (Aufkauf und Hortung von Waren, bis die Preise auf einem Höchststand sind) angeprangert, was besonders in Schwaben und im Elsaß verbreitet sein soll. Erste Ausgabe des "Gargantua" von Rabelais. Für dieses Jahr schätzt der spanische Finanzrat im voraus Einnahmen von 420000 Dukaten und Ausgaben von 1000000 Dukaten.
Bis 1535: Täuferreich zu Münster.

1535
Auf dem Marktplatz von Weimar findet das letzte Turnier statt. Dort wird auch die alte Jakobskirche geschlossen. In einer Tegernseer Handschrift erscheint eine Notiz, daß Kerzen hergestellt worden sind, und zwar 1900 Mettenkerzen, 3250 Herrenkerzen, 3400 Stal- und Priesterkerzen und 3250 Laternenkerzen. Wiedertäufer tummeln sich (nackt) in Amsterdam. In Spanien beginnt eine Teuerung. (vgl. 1556)

1536
Paracelsus veröffentlicht die "Große Wundarznei". Lyon erhält eine Seidenmanufaktur. Es stirbt Erasmus von Rotterdam (67 oder 70). Die Reformation erreicht Dänemark. König Christian III. ernennt sich zum Oberhaupt der dänischen (lutherischen) Staatskirche.

1537
Paracelsus veröffentlicht die "Große Astronomie".
Ca.: In Luthers Tischgesprächen taucht auch Dr. Faust auf.

1538
Paracelsus veröffentlicht "Irrgang der Ärzte". Nachdem eine Zeitlang auch nordspanische Häfen Handel mit Amerika treiben durften, wird das Monopol wiederhergestellt: Nur noch Kastilien und Sevilla sind zugelassen. Ausländische Händler brauchen besondere Lizenzen oder müssen Kastilier werden. Dies bleibt bis 1680 so.

1539
In einem Büchlein von Philipp Begardi, dem Stadtphysikus von Worms, wird Faust erwähnt: "Es wirt noch eyn namhafftiger dapfferer mann erfunden: ich wolt aber doch seinen namen nit genent haben/so wil er auch nit verborgen sein/noch unbekant. Dann er ist vor etlichen jaren vast durch alle landtschafft/Fürstenthuomb vnnd Königreich gezogen/seinen namen jedermann selbs bekant gemacht/vnd seine grosse kunst/nit alleyn der artzney/sonder auch Chiromanicei/Nigromanicei/Visionomei/Visiones imm Cristal/vnd dergleichen mer künst/sich höchlich berümpt. Vnnd auch nit alleyn berümpt, sonder sich eynen berümten vnd erfarnen meyster bekant vnnd geschrieben. Hat auch selbs bekant/vnd nit geleugknet/daz er sei/vnnd heysz Faustus, domit sich geschriben Philosophum Philosophorum etc. Wie vil aber mir geklagt haben dasz sie von jm seind betrogen worden, deren ist eyn grosse zal gewesen. Nuon sein verheyssen wäre auch grosz/wie des Tessali: dergleichen sein rhuom/wie auch des Theophrasti/aber die that/wie ich noch vernimm, vast kleyn vnd betrüglich erfunden: doch hat er sich imm gelt nemen, oder empfahen (das ich auch recht red) nit gesaumpt/vnd nachmals auch imm abzugk/er hat (wie ich beracht) vil mit den ferszen gesegnet. Aber was soll man ouch dazuthuon, hin ist hin (ich wil es jetzt auch do bei lassen/luog du weiter/was du zuschicken hast." Hieronymus Bock veröffentlicht sein "New Kreutterbuch, von Underscheidt, Würkung und Namen der Kreutter, so in teutschen Landen wachsen". Einführung der Reformation in Dresden durch Herzog Heinrich den Frommen.

1540
Ca.: Es stirbt Johann Georg Faust in Staufen (Breisgau), möglicherweise eines unnatürlichen Todes. Es bilden sich bald zahlriche Legenden. "Es ist auch umb die Zeit der Faustus zu oder doch nit weit von Staufen, dem Stetlin im Breisgau, gestorben. Der ist bei seiner Zeit ein wunderbarlicher Nigromanta gewest, als er bei unsern Zeiten hat mögen in deutschen Landen erfunden werden, der auch sovil seltzamer Hendel gehapt hin und wider, das sein in vil Jaren nit leuchtlichen wurt vergessen werden. Ist ain alter Mann worden und, wie man sagt, ellengclichen gestorben. Vil haben allerhandt Anzeigungen und Vermuetungen noch vermaint, der bös Gaist, den er in seinen Lebzeiten nur sein Schwager genannt, hab ine umbbracht. Die Buecher, die er verlassen, sein dem Herren von Staufen, in dessen Herrschaft er abgangen, zu handen worden, darumb doch hernach vil Leut haben geworben und daran meins Erachtens ein sorgclichen und ungluckhaftigen Schatz und Gabe begert." [Zimmerische Chronik - zum Jahr 1564/1566]
Oder: "Derselbig ist nach vilen wunderbarlichen sachen, die er bei seinem leben gibt, darvon auch ein besonderer tractat wer zu machen, letztlich in der herrschaft Staufen im preisgaw in großem Alter vom bösen gaist umgebracht worden." [ohne Angabe, zit. n. H.-J. Wolf, Hexenprozesse]
Oder: "Man sagt, der bös gaist, den er in seinen lebzeiten nur sein schwager genannt, habe ine umbracht. Den münchen zu Lüxheim im Wassichin hat er ain gespenst in das closter verbannet, desen sie in vil jahren nit haben künden ab kommen und sie wunderbarlich hat molestirt, allein der ursach, das sie ine einsmals nit haben wellen übernacht behalten, darumb hat er innen den unrüebigen gast geschafft, zu gleich wie man sagt, das dem vorigen apt von S. Disenberg auch ain sollichs gespenst von ainem neidigen varenden schueler sie zugeüst und engehenkt worden." [ohne Angabe, zit. n. H.-J. Wolf, Hexenprozesse; wohl auch aus der Zimmerischen Chronik. Entweder hier oder in obigem Zitat wurde unsauber zitiert!]
Ca.: Derzeit wird der Hornschuh getragen, dem vorn ein stumpfwinklig gebrochener Lederwulst angefügt ist.

1541
18. Januar: In Sterzing bringt der Schlosser Caspar Gehring in der Pfarrkirche, "in dem gmach in dem thurn, darin die spil undt teufls claider behalten ligen" ein neues Schloß an. Man befürchtet wohl Diebstahl oder Mißbrauch der Prozessionskostüme kurz vor Fastnacht. Es stirbt Paracelsus.

1542
Aufruhr in Augsburg: Nach dem Ratsprotokoll wäre es dem Sohn eines Schinders fast gelungen, sich ins Weberhandwerk einschreiben zu lassen, "und aber die Knappen als sie ain solches erfaren nit gedulden wollen und sich deshalben in der obern und undern Stat zusamen versamelt und rottiert, haben meine Herren, die Bürgermeister und ain erbar Rath mit höchstem ernst und bewegenlichen, davon geredt und einhelliglichen erkennt, und angesehen, das das erbare handtwerck von webern mit des abdekers Sun, khainswegs beladen, sondern entlich abgeschafft werden solle." Der Abdeckersohn ist nicht zu rehabilitieren. Die erste belegte Schiffsladung Chilischoten erreicht Deutschland. Dieser "Kalikutische Pfeffer" kommt aus Indien, wo man seine Heimat vermutet. In Wahrheit stammt der Chili aus Amerika und hat sich in Indien bereits stark verbreitet.

1543
In Halle wird ein Handwerker wegen des Vorwurfs der Unzucht gefoltert und zu 14 Tagen Gefängnis verurteilt. Die Magdeburger Schöffen entscheiden dazu, daß er "an dem gesuchten Bürger- und Meister-Recht nicht gehindert werden, sondern ist dazu billig zu lassen." Die Zünfte nehmen nämlich den bloßen Verdacht eines Verbrechens oder die Tortur (direkter Kontakt mit den "unehrlichen" Henkersknechten) zum Anlaß, die Ehrlichkeit (d.h. Handwerksfähigkeit) in Frage zu stellen. Leonhart Fuchs unternimmt in seinem "New Kreutterbuch" einen ersten Versuch zur botanischen Nomenklatur. Es erscheint "De revolutionibus orbium coelestium" (Über die Umdrehungen der Himmelskörper) von Nikolaus Kopernikus (70), der im gleichen Jahr verstirbt.

1544
In London wird eine Zuckerraffinerie eingerichtet.

1545
In Dresden wird eine Bauordnung erlassen: Es werden feste Preise für Löhne und Material vorgeschrieben; die Viehhaltung in der inneren Stadt wird verboten. Die Stadt hat 6500 Einwohner und 490 Häuser.

1545/1546
Der Wendische Münzverein, ein Zusammenschluß der norddeutschen Hansestädte einigt sich auf einen Talerfuß, der sich an den sächsischen Taler anlehnt. Aus der 14 1/4 lötigen Kölner Mark sollen 8 Stück geprägt werden, jedes war ursprünglich mit 24 Schilling bewertet und soll nun in lübischer Währung 30 Schilling gelten. Bald steigt der Kurs auf 31 Schilling. Es kommt zu abrupten Preiserhöhungen, in Schleswig-Holstein von 1545 auf 1546 durchschnittlich um 160%. Es kommen große Wasserräder als Fördermaschinen in Gebrauch. In der Neuen Welt werden reiche Silvervorkommen entdeckt (in Potosí).

1546
In Venedig werden ("wegen der Pest") alle Masken verboten. Luther stirbt an einem Leberleiden. April: Karl V. schreibt von Regensburg aus an den Regenten, seinen Sohn Philipp, er gehe jetzt gegen die protestantischen Fürsten vor und brauche dafür große Summen, Cobos solle diese von deutschen und italienischen Bankiers in Spanien leihen. Cobos hält das für unmöglich, weil das meiste Einkommen bis 1549 (z.T. 1550) schon im voraus ausgegeben ist. Er rät dem Kaiser, Frieden und machen und erst einmal dem extremen Mangel Spaniens abzuhelfen: "Denn der Mangel ist so allgemein bekannt, daß es nicht nur die Einheimischen wissen und sich deshalb weigern, an irgendwelchen Transaktionen teilzunehmen, sondern auch die Ausländer weigern sich, denn sie wissen, daß es keine Quelle gibt, aus der bezahlt werden könnte." Der ganze edelmetallimport aus Amerika und zusätzliche Waren müssen konfisziert werden, womit Karl dann die wenig bedeutende Schlacht bei Mühlberg gewinnen kann.

1547
Herzog Moritz erwirbt für das albertinische Sachsen die Kurwürde.

1548
Reichspolizeiordnung ("Ordnung und Reformation guter Policey"). Im spanischen Valladolid verlangen die Cortes etwas Einmaliges: eine Importerlaubnis für ausländische Tuche und ein Exportverbot für einheimische Tuche (auch nach Westindien!). Nur das erstere bekommen sie erlaubt. Es kommt in Spanien trotz der Nachfrage zu keiner Ausdehnung oder Überwindung des Zunftsystems wie etwa in England und den Niederlanden. (vgl. 1552)

1549
Die Spindeldrehbank mit Kardangelenk wird entwickelt. Karl V. bemüht sich vergeblich, die Kaliber der spanischen Kanonen zu vereinheitlichen.

1550
Paulus und Habrecht bauen eine große astronomische Kunstuhr für das Rathaus von Heilbronn. Hans Lobsinger konstruiert eine Hobelmaschine für Metall und verbessert den Blasebalg. Es gibt holländische Windmühlen mit drehbarem Dach.
Ca.: In der Schuhmode kommt man vom vom breiten Kuhmaulschuh ab.
Ca.: Hamburg hat etwa 20000 Einwohner.
Bis 1570: Die Lebenshaltungskosten in dieser Zeit verdoppeln sich fast.
Bis 1579: Unter Herzog Albrecht V. von Bayern hat die Gegenreformation in München ihren wichtigsten Stützpunkt.

1551
Einem Schneiderlehrling aus Schweidnitz wird das Handwerk gelegt, als er einen Hund verjagen will, mit einem Hammer nach ihm wirft und ihn dabei tödlich trifft. Weil kein Vorsatz vorliegt, hält die Obrigkeit dies nicht für einen Anlaß für einen Zunftausschluß. Es wird nämlich die Tötung von Hunden oder Katzen bereits (durch die Zünfte) als Ausübung des Amtes des Schinders interpretiert, also eine Tätigkeit, die unehrlich macht. In Straßburg erscheint das "Kreuterbuch" von Hieronymus Bock (Oder bereits 1539? Oder nur eine weitere Auflage?). Düsseldorf erhält eine Markthalle. Königsberg erhält einen botanischen Garten mit einer Heilkräutersammlung.
Und 1559: Die beiden Augsburger Reichsmünzordnungen stehen im Zeichen der Kreuzerwährung. 1 Gulden = 6 Zehner = 12 Fünfer = 30 Halbbatzen = 60 Kreuzer = 240 Pfennig. Diese Pfennige sind österreichische Pfennige. Statt diese nun allgemein einzuführen, werden die lokalen Pfennige beibehalten, die meist nicht ohne Brüche ins System passen. Der Kreuzer zu 4 Pfennig setzt sich nur im Süden durch, während nördlich des Mains nach Groschen und Pfennigen gerechnet wird. Als Goldmünze wird der Dukat Reichsmünze (zu 3,49 Gramm; 67 gehen auf die rauhe Kölner Mark). Zu Reichsmünzen aus Silber werden bestimmt: der Reichsguldiner (Guldentaler) zu 60 Kreuzer, zu 24,62 Gramm und 14 8/9 Lot fein, 9,5 Stück auf die rauhe Mark; daneben der Halbguldiner zu 30 Kreuzer, sowie 10-, 5-, 2 1/2- und 1-Kreuzer-Stücke.

1552
Der provencalische Arzt Michel de Nostradamus (49) veröffentlicht seine wirren Prophezeiungen. In Spanien wird der Export von einheimischem Tuch - außer nach der Neuen Welt - verboten. Die kastilische Textilindustrie gerät in eine schwere Krise, die nie ganz überwunden werden wird. Druck der 'Brevissima relación de la destruyción de las Indias' von Bartolomé de las Casas.

1553
Aus der Neuen Welt: Gründung der Universitäten Mexiko und Lima.

1554
21. Februar: In Dülken am Niederhein wird eine Narrenakademie ("berittene Akademie der Künste und Wissenschaften, die erleuchtete Monduniversität") gegründet, wahrscheinlich um die (seit 1419) bestehende Lateinschule zu verspotten. Sie besteht noch heute.
Mai: Johann Calvin stirbt, möglicherweise an Überarbeitung.

1556
Die Augsburger Reichsmünzordnung erklärt den Dukaten zur offiziellen Goldmünzeinheit des Reiches. Der Dukat wird sogar das Reich überleben - mit unverändertem Rauhgewicht. (Zuletzt in Österreich 1915 geprägt.) Karl V. dankt ab. Martin Azpilcueta, ein spanischer ökonimischer Gelehrter in Salamanca erklärt die hohen und steigenden Preise in Spanien mit der Geldfülle, die aus "Indien" (Amerika) komme (ähnlich Bodin 1568). Man hat lange Zeit angenommen, das Silber aus Amerika hätte inflationäre Wirkungen gehabt [bes. Earl J. Hamilton 1934]. Wie üblich ist es in Wahrheit nicht ganz so einfach: Das amerikanische Silber ist in viel geringerem Maße in die spanische Wirtschaft geflossen, als gemeinhein angenommen wurde. Der Anteil des Königs kommt oft direkt in die Hände seiner internationalen Geldgeber, bei denen er Schulden hat und in Sevilla (dem Monopolhafen für den Amerikahandel) gibt es einen (offen oder verdeckt) steigenden Anteil ausländischer Waren für Amerika. Die Hauptpreissteigerung hat zudem schon in den zwanziger Jahren stattgefunden. Es handelt sich um die Folge einer plötzlich extrem gestiegenen Nachfrage bei einer unterentwickelten Wirtschaft, die auf den bürgerlichen Weg nicht vorbereitet ist. Juden und Marranen hat man vertrieben und eine Wirtschaftspolitik gibt es nicht. Aus den Kolonien wird planmäßig nur Edelmetall ausgebeutet, und selbst dieses fließt nicht in die Wirtschaft, sondern in die kaiserliche Politik.

1557
Der venezianische Botschafter Badoer schreibt aus Spanien: "An Geschützgießern mangelt es meiner Meinung nach nirgends so stark wie hier."

1558
Giambattista della Porta veröffentlicht sein "Magia naturalis".
Bis 1589 kommt das Werk auf 20 Bände, in denen sich einfache technische und naturwissenschaftliche Erkenntnisse mit Aberglauben mischen. So wird einerseits die Camera obscura beschrieben, andererseits aber auch, wie man die Treue einer Frau mit einem Magneten prüfen kann.
21. September: Karl V. stirbt in San Yuste.

1559
Es erscheint der "Index Librorum Prohibitorum", eine Liste der verbotenen Bücher, die nach Meinung des Papstes den Glauben oder die Moral gefährden. Darunter fallen u.a. auch protestantische Bibeln. Adolf von Holstein unterwirft Dithmarschen und macht dessen Eigenstaatlichkeit ein Ende.

1560
Kurfürst August I. von Sachsen begründet eine Sammlung technischer Sehenswürdigkeiten. In Antwerpen sollen 360 Maler arbeiten. Damit kommt ein Maler auf 250 Einwohner. Erste Erwähnung der Kartoffel in Deutschland. (vgl. 1591)

1562
Es stirbt Götz von Berlichingen mit der eisernen Faust (82).

1563
Der Bodensee friert zu.

1564
Es stirbt Andreas Vesalius, der Begründer der neuzeitlichen Anatomie. Entwicklung der Strumpfstrickerei in England.

1565
In Deutschland entsteht die erste Eisenschneidemühle, ein Vorläufer der Walzwerke.

1566
Eine Novelle zur Reichsmünzordnung von 1559 führt den Reichstaler von 29,23 Gramm und 14 2/9 Lot als Reichsmünze ein, von dem 8 Stück auf die rauhe Mark gehen. Er bleibt als Reichsspeziestaler bis etwa 1700 Grundmünze des Reiches. Deutschland zerfällt in Talerländer (im Norden und Osten) und Guldenländer (im Süden und Westen).

1567
Als in Breslau ein Messerergeselle zusammen mit einem Henker gegessen und getrunken hat, wird er innerhalb und außerhalb der Stadt für unredlich erklärt. Als er nach Waidhofen an der Ips kommt, haben ihn bereits Laufbriefe eingeholt und seine Unehre auch in St. Pölten, Wien, Steyr, Steinbach und Wels verbreitet.

1568
J. Turriano errichtet für den Alcazar ein großes Wasserhebewerk mit Kolbenpumpen.

1569
Jacques Besson (ca. 29) legt mit dem "Theatrum instrumentorum" eine reich illustrierte Maschinenkunde vor. Erste Erwähnung von Paprika in Ungarn. Antwerpen hat 89000 Einwohner. Deren Zahl hat sich seit 1500 verdoppelt.

1570
In Straßburg erscheint "Gründliche Beschreibung der freyen Ritterlichen und Adelichen Kunst des Fechtens in allerlei gebräuchlichen Wehren mit vielen schönen und nützlichen Figuren gezieret und fürgestellt." - "Mit Römischen Kayserlichen Majestätischen Freiheit auf zehn Jahre in keinerlei gestalt nicht nach zu Trucken." (Ein frühes Copyright). In Danzig entsteht das erste Wasserwerk mit Kolbenpumpen.

1571
Nachdem in Ansbach ein Stadtzimmermann dem Knecht eines Henkers ein Kind aus der Taufe gehoben hat, kommt es in seiner Zunft zum Aufruhr. Diese akzeptiert zwar das christliche Werk, wirft dem Paten aber vor, "mit ime zur schenk gangen, mit ime geessen und aus einem drinkgeschirr gedrunken und also gemeinschaft zu ime gesucht" zu haben. Der Fall kommt vor den Rat, welcher "die sachen zu allen teilen" aufhebt. Der Meister wird "zur abscheu auch 5 dag im turn mit wasser und brot" verurteilt, wodurch seine Ehrlichkeit wiederhergestellt ist. [Haftstrafen gelten selten als ausdrückliche Strafe und schaden der Ehre nicht.] Mathesius prägt die Formel von den drei heiligen Ständen auf Erden: Nährstand, Lehrstand und Wehrstand.

1573
In Augsburg entsteht die erste deutsche Zuckerraffinerie. Im spanischen Sevilla werden Kartoffeln (erstmals?) angebaut.

1574
Nach 27 Jahren wird die astronomische Kunstuhr im Straßburger Münster vollendet. Lazarus Erkner veröffentlicht ein "Probierbuch für die chemische Metallurgie".

1575
Ca.: Es kommen "Nürnberger Eier" (Taschenuhren) in den Handel.
Ca.: Der Sohn von Nostradamus wird hingerichtet, weil er einen von ihm astrologisch vorausgesagten Stadtbrand selbst gelegt hat.
Ca.: Jacques Besson baut eine Drehbank mit Gewichtsantrieb.

1576
In Italien gibt es Medici-Porzellan, die erste Nachahmung von chinesischem Porzellan.

1578
Leonhardt Thurnheysser (48) legt ein "Magisches Kräuterbuch" vor. Kupfer aus Ungarn kostet in Spanien fünfmal soviel wie Kupfer aus Kuba.

1582
Papst Gregor XIII. führt den Gregorianischen Kalender ein. Zur Korrektur müssen einige Tage übersprungen werden: Auf den 4. Oktober folgt dirkt der 15. Oktober. Dieser Kalender kann sich erst im Laufe der Zeit durchsetzen, in einigen Gebieten erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

1585
Ein Reisender aus Ulm berichtet über Lübeck: "Nun wirdt der Nachrichter [Henker] an denen Orthen nicht von anderen Leuten abgesondert, wie wohl bey uns beschieht. Da er geht zu Gesellschaften und Zünften, sitzt neben ehrlichen Leuthen zu Tisch, jedoch hat er sein besonders Thrinkgeschirr. Und daß noch mehr, wan etwa eine Gesellschaft sich befindet von Bürgern und anderen ehrlichen Leuthen, gehn sie zu ihm in seine Behausung, bey ihm zehren. Da er Bier zu schenken pflegt. Welches bey uns ein seltsam Ansehen haben würde, aber Landes Art, Landes Manier."

1586
Ein herrschaftliches Mandat rechnet zum rechtlosen fahrenden Volk: "Zigeuner, Landstreicher, herrenlose Gardenknechte, Kundtschafter, Außsprecher, zum Müßiggang abgerichtete Landbettler, Störger, Zanbrecher und was dergleichen loß Gesindlein ist...item Wahrsager, Teufelsfenger, Christallenseher, Segensprecher, die sich vor Ärzten Menschen und Viehe zu helffen außgeben." Auf dem Petersplatz wird der vatikanische Obelisk aufgestellt. Der Transport hat ein Jahr gedauert und 800 Mann und 70 Pferde erfordert. In den Niederlanden wird chinesisches Porzellan nachgeahmt (Delfter Fayencen). Königin Elisabeth I. von England werden Kartoffeln serviert, doch läßt der Koch statt der Knollen die Blätter auftischen.

1587
J. und Z. Janszen konstruieren ein Mikroskop.

1589
Ca.: Christopher Marlowe verfaßt den "Doctor Faustus"

1591
Die Kartoffel kommt nach Deutschland: Landgraf Wilhelm IV. vom Hessen-Cassel schickt einige "Taratouphili" aus den Niederlanden an Kurfürst Christian I. von Sachsen. (vgl. 1560)

1594
Galilei entdeckt das mechanische Energieerhaltungsgesetz, die "Goldene Regel" der Mechanik.

1595
Angeblich soll erst in diesem Jahr die Armbrust als Teil der Heeresbewaffnung in England offiziell abgeschafft worden sein. Dies ist eine Legende.
Ca.: Galilei entdeckt die Pendelgesetze.