Schwertgeschichte
Allgemeines
Schwerter sind zweischneidige Klingenwaffen mit einer zumeist geraden, unterschiedlich
breiten Klinge, gewöhnlich mit einer symmetrischen Klinge.
Mit Schwertern werden in erster Linie zugeschlagen, also schneidende, bzw.
hackende Hiebe ausgeführt werden.
Schwerter waren im Mittelalter sehr teuer und durften nur von Freien getragen
werden. Ihre Zahl war deshalb nicht so groß, wie man vielleicht meinen
mag. Zahlenmäßig wurden sie durch die primitiveren Stangenwaffen
der Milizen überboten. Neben den normalen Kurzschwertern, Schwertern
und Zweihändern finden sich noch zahlreiche weitere Schwerttypen.
Die Entscheidung wie eine zweischneidige Griffwaffe bezeichnet wird, ob als
Dolch, Kurzschwert oder Schwert, hängt von der Klingenlänge ab.
Bis zu einer Klingenlänge von 40 Zentimetern spricht man allgemein von
einem, wenn auch sehr langen, Dolch.
Bis zu einer Länge von etwa 65 Zentimetern, von einem Kurzschwert.
Ab 65cm spricht man von "echten" Schwertern.
Ein normales "Ritterschwert" hatte eine Klingenlänge von ca.
75 cm bei einer Gesamtlänge von ca. 90 cm.
Spezielle Schwerter, wie Anderthalbhänder oder Bidenhänder, können
noch sehr viel längere Klingen haben, zwischen 120 und 200 Zentimetern.
Die Geschichte des Schwertes
Schwerter tauchten zum ersten Mal in prähistorischer Zeit auf, als die
Menschen begannen, mit Kupfer zu arbeiten. Der Kupferdolch konnte mit einer
langen Klinge gefertigt werden, mit der Zeit wurden die Klingen immer länger.
Schließlich erreichte die Klinge eine solche Länge und Breite,
daß man sie nicht mehr als Dolch bezeichnen konnte. Das Kurzschwert
war geboren. Diese neue, verbesserte Waffe war dem Dolch überlegen, der
bald nur noch eine untergeordneten Rolle im Nahkampf spielte.
Aufgrund seiner relativen Weichheit mußte Kupfer bald der härteren
Bronze weichen, die dadurch hergestellt wird, daß man Kupfer mit Zinn
mischt. Die stabilere Bronze erlaubte die Herstellung noch größerer
Klingen. Das "echte" Schwert entwickelte sich, dessen Klinge zwischen
70 und 85 cm lang war. Die Form des Schwertes wurde durch den Dolch beeinflußt.
Da der Dolch eine Stichwaffe ist, waren auch die frühen Schwerter in
erster Linie zum Zustoßen gedacht.
Schließlich entwickelte sich ein Schwert, mit der man scharfe Hiebe
austeilen konnte. Also entwickelte man die doppelte Schneide für das
Schwert (eine ein-schneidige, "orientierte" Klinge muß beim
Zurückführen erst gedreht werden), während man die Spitze beibehielt.
Die Schwertgriffe durchliefen ihre eigene Entwicklung. In Südeuropa wurden
Schwertgriffe mit Elfenbein, Gold und Halbedelsteinen geschmückt, während
man im nördlichen Europa die Hefte mit Gravuren verzierte. Die Entdeckung
der Eisenverarbeitung revolutionierte die Schwertherstellung. Bronze war selten,
während Eisen reichlich vorhanden war, auch wenn Eisen schwerer zu bearbeiten
war. A-ber eine Bronzeklinge war einer guten Eisenklinge unterlegen.
Wechsel vom Bronze zum Eisenschwert
Der Wechsel von Bronze zu Eisen vollzog sich nur allmählich; über
drei Jahrhunderte hinweg gab es Schwerter aus Bronze und Eisen nebeneinander.
Die Römer entwickelten das Gladius, ein Kurzschwert. Dies wurde die Standardwaffe
für ihre gut ausgebildeten Truppen, die das Gladius mit Geschicklichkeit
und Präzision zu führen verstanden.
Als Eisen sich der Bronze überlegen zeigte, wurde letztere nur noch für
Zubehörteile verarbeitet, etwa am Griff oder an der Scheide.
Als Fortschritte bei der Eisenverarbeitung die Herstellung leichterer und
stabilerer Klingen erlaubten, entwickelte die Hallstatt-Kultur (Eisenzeit)
längere Klingen (fast bis 90 cm). Diese Klingen waren so biegsam, daß
man sie zu einer Spirale drei- bis viermal um sich selbst verdrehen konnte,
bevor sie zerbrachen. Man nannte das "Muster Schmieden".
Ein Nachteil bestand darin, daß die Klinge, wenn sie auf Widerstand
traf, sich so verbiegen konnte, daß der Kämpfer gezwungen war,
den Kampf abzubrechen und die Klinge mit Fuß und Stein wieder gerade
zu biegen. Mit dieser Art Schwert kämpften die gallischen und die germanischen
Armeen gegen die römischen Legionäre.
Weitere Entwicklung des Eisenschwerts
Oft versah der Handwerker seine Schwerter mit einem Markenzeichen, an dem
man den Schmied erkennen konnte. Als man den Stahl entdeckte, wurden Schwerter
besserer Qualität aus diesem Material hergestellt, wobei man einen Kompromiß
zwischen biegsamer Elastizität und spröder Härte finden mußte.
Zu frühen Geschichten über berühmte Ritter gehört auch
die Beschreibung ihrer Schwerter. Selbst der Handwerker, der die Waffe geschaffen
hatte, wird darin erwähnt. Siegfried besaß Balmung, Roland hatte
Durandal, Karl der Große führte Joyeuse, und König Artus kämpfte
natürlich mit Excalibur.
In der weiteren Entwicklung des Schwertes schob man ein kleines ovales Plättchen
zwischen die Schulter der Klinge und den Griff. Dieses diente dazu, den Griff
vor Beschädigungen durch die Metallumrahmung der Scheidenöffnung
zu bewahren. Außerdem schützte es die Hand des Trägers.
In der karolingischen Epoche (um 800) wurde der Schwertknauf verändert.
Er wurde mehr spezialisiert und stärker ausgeformt. Man machte ihn größer
und schwerer, damit er der Waffe beim Schwung als Ausgleichsgewicht dienen
konnte. Die Unterteilung des Knaufes in Basisplatte und Aufsatz entfiel, und
einheitliche Formen bildeten sich heraus.
Das Oval, das vor den Griff geschoben war, wandelte sich zu einer Vierkantstan-ge
von 10 cm Länge. Daraus entwickelte sich die Parierstange. Aus den breiten
Schwertern der Wikinger entwickelten sich die Schwerter der Normannen, die
ja eigentlich nichts anderes waren, als ein Wikinger-, ein Nordmannenstamm,
der sich in seinen eroberten Gebieten mit besonderem Erfolg niederließ.
Ihre Schwerter waren länger als die ihrer Wikinger-Vorfahren, hatten
gestrecktere Klingenfor-men und besaßen eine längere Parierstange.
Solche Schwerter waren bis zu einem Meter lang.
Scharfe, zweischneidige Schwerter guter Qualität waren sehr teuer, denn
ihre Herstellung war besonders schwierig und aufwendig. Da sich anfangs nur
wohlhabende Leute, die sich auch ein Streitroß leisten konnten, in der
Lage waren, ein solches Schwert zu erwerben, wurde es zur typischen Waffe
der Ritter.
Zu Beginn der romanischen Epoche im 11. und 12. Jahrhundert behielt das Schwert
seine Form bei, aber die Klinge wurde breiter. Diese Schwerter wurden als
Breitschwerter bezeichnet. Während dieser Zeit wurde das Schwert in erster
Linie als Hiebwaffe geführt, wie sich dem berühmten Teppich von
Bayeux entnehmen läßt. Auf diese sind Männer abgebildet, die
solche Schwerter benutzen. (An diesem Teppich, der die Überfahrt des
normannischen Heeres nach England und die Schlacht der Angelsachsen bei Hastings
(1066 in England) gegen die Normannen darstellt, wurde etwa zwanzig Jahre
lang gestickt.)
Die Hohlkehle, die der Klinge Steifigkeit und Leichtigkeit verlieh, wurde
weiterhin beibehalten, auch wenn man mehr und mehr von der Damasttechnik abkam,
weil die Techniken der Stahlherstellung verbessert wurden. Auch die Knaufformen
begannen sich zu verändern. Die Unterteilung des Knaufes in Basisplatte
und Auf-satz entfiel und einheitliche Formen bildeten sich heraus. Die Knäufe
nahmen Pilzform an oder ähnelten einer stilisierten Paranuß. Einige
erinnerten mit ihren kon-kaven Einschwüngen an Pagodendächer. Der
Sempachknauf erinnert an einen langgezogenen Brillantschliff.
Im 12. Jahrhundert entstand dann der münzförmige Scheibenknauf,
der von da an zur beliebtesten Knaufform werden sollte und bis ins 16. Jahrhundert
in Gebrauch blieb. Diese vielfältigen Knaufformen hatten eines gemeinsam,
sie gestatteten es dem Träger sein Schwert gewandter zu führen.
Die geraden Basisplatten der früheren Schwerttypen sorgten zwar für
einen festen Griff beim Hieb, engten aber die Hand ein, so daß die "Fechtmöglichkeiten"
des Kämpfers beschränkt blieben. Die zum Gehilz (Griffhülse)
hin gerundeten neuen Knaufformen gaben der Hand mehr Bewegungsfreiheit und
erleichterten die sogenannten Schirmschläge, die Vorläufer der Fechtkunst
im Hochmittelalter.
In der Zeit der Gotik wurden die Schwerter noch weiter spezialisiert, je nach
den Absichten des Ritters. Das Ritterschwert war ein Beispiel für Schönheit
und Stärke. Ritter besaßen gewöhnlich mehrere Schwerter, jedes
für eine eigene Verwendung. Das teure Schwert war natürlich auch
ein herrschaftliches (Status-) Symbol des Ritters, Fürsten oder auch
Königs, und ein Ritterschlag war ohne die Berüh-rung mit dem Schwerte
nicht denkbar.
Das Bild des Schwertes aus dem 11., 12. und 13. Jahrhundert wurde, in seiner
Gesamtheit betrachtet, immer kreuzähnlicher. Diese Tatsache erscheint
gar nicht verwunderlich. Der Ritter, das Idealbild des Kriegers dieser Zeit,
war ohne die Vorstellungen und Ideologien des Christentums nicht denkbar.
Hinzu kamen die in dieser Zeit durchgeführten Kreuzzüge. Warum sollte
seine wichtigste Waffe also diese Idee nicht widerspiegeln, zumal manche damals
im sarazenischen Krummsäbel ein Abbild des orientalischen Halbmondes
sehen wollten.
Mit der länger gewordenen Parierstange konnte der Ritter besser von oben
geführte, auf Kopf und Schulter gezielte Hiebe abfangen. Dazu kommt,
daß der im 13. Jahrhundert aufkommende Zweikampf mit dem Schwert sich
immer weiter verbreitete und eine Weiterentwicklung des abwehrenden Schutzes,
wie der Parierstange und eines Handschutzes, forderte. Besonders lang waren
daher die Parierstangen der zweihändig geführten Schwerter.
Aber auch die einhändigen Schwerter entwickelten sich weiter, und diese
Entwicklungen waren noch bis ins 17. Jahrhundert hin spürbar. Schwerter
wurden im 14. Jahrhundert zum Schutz vor Rost oft schwarz gefärbt. Bereits
im 14 Jahrhundert wurde dem einfachen Kreuzgefäß schon ein Fingerbügel
hinzugefügt, der den zwecks besseren Haltes über die Parierstange
gelegten Zeigefinger schützen sollte.
In Italien entstanden am Ende des 15. Jahrhunderts Schwerter, deren Gefäß
noch weiter ausgebildet war. Sie besaßen bereits zwei Fingerbügel,
die durch eine eselshufartige Spange, wie beim Degen, verbunden waren. Dazu
kam noch ein ringförmiger Griffbügel, der die um das Gehilz gelegten
Finger schützte. Diese schon degenartigen Schwerter waren Waffen, die
für Infanteristen bestimmt waren. Der Ritter, der Kavallerist, dagegen
war auf die lange Klinge des Anderthalbhänders angewiesen, die ihn mit
der im Kavalleriegefecht benötigten Reichweite versah.
Um gegen den immer besser werdenden Schutz der sich weiter entwickelnden Plattenharnische
anzukommen, mußte sich auch das Schwert anpassen. Neben der Möglichkeit,
einen Hieb noch stärker zu führen als bisher möglich, um den
gegnerischen Körperschutz zu durchdringen, was zur Entwicklung der großen
anderthalb- und beidhändigen Schwerter führte, gab es auch noch
die Möglichkeit den Harnisch des Gegners zu durchstoßen.
Dazu veränderte man sowohl die Form der Klinge als auch ihren Querschnitt.
Die Klingen wurden über die gesamte Länge gleichmäßig
spitz zulaufend, so daß das Schwert vorn sehr schmal, aber durch die
Rautenform dennoch stabil ist. Bei vielen Schwertern kam man auch von der
Hohlkehle ab. Statt dessen erhielten die Klingen einen Mittelgrat. Ihr Querschnitt
hatte deshalb die Form einer spitzen Raute. Ein Schwert mit rautenförmigem
Klingenquerschnitt in Verbindung mit einer sehr spitz zulaufenden Klinge konnte
durch die Zwischenräume des Harnischs hindurchgestoßen werden und
das darunterliegende Kettengeflecht wie ein Keil durchdringen.
Diese Stoßschwerter waren genauso lang wie ein normales Schwert, also
wesentlich kürzer als die Hiebschwerter zu anderthalb Hand, um die Klinge
steifer zu machen. Besonders mit dem Aufkommen schwerer Rüstungen wurde
diese Form des Schwertes immer beliebter. Mancher Ritter wollte aber gegen
jede Eventualität gewappnet sein. Deshalb war es besonders in Frankreich
eine Zeitlang Mode, ein kurzes Stoßschwert am Gürtel und ein langes
Hiebschwert, manchmal sogar einen Bidenhänder, am Sattel mitzuführen,
die Sattelbaumschwerter.
Im 15. und 16. Jahrhundert wurden einfache Fußsoldaten mit Schwertern
ausgerüstet, und dementsprechend veränderte sich die Erscheinung
des Schwertes. Es gab immer mehr ringförmige Parierstangen, die zum Schutz
der Finger die ganze Hand umschlossen, Knöchelschoner und andere solche
Vorrichtungen. Auch der Zweihänder kam in dieser Periode auf.
Während des 16. Jahrhunderts ging der Trend allmählich wieder hin
zu leichteren Klingen, die mehr zum Stechen geeignet waren, und danach veränderten
sich auch die Waffen. Kunstvolle Korbgriffe wurden perfektioniert, um der
Hand besseren Schutz bieten zu können. Daraus entstanden schließlich
Waffen wie der Degen, das Rapier und das Florett, die teilweise zwar die Definition
für das Schwert noch erfüllen, aber aufgrund ihres Gebrauchs eher
den Stichwaffen zuzurechnen sind.
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts, mit der Verbreitung der Feuerwaffen, beschränkte
sich die Bedeutung der Schwerter auf das Austragen von Duellen. Das Schwert
mit der schlanken Klinge wurde von einigen Leuten als Hauptwaffe des Adels
angesehen, während das Breitschwert oder der Anderthalbhänder die
typischen Waffen des Landsknechts waren, und der Zweihänder eine spezialisierte
Söldnerwaffe war.
Tradition des Schwertes
Schließlich wurde das Schwert zu einem Symbol der Tradition, und es
wird immer noch (meist in Form von Säbeln, die per Definition keine echten
Schwerter sind) zu vielen militärischen Paradeuniformen im Gedenken an
diese Tradition getragen.
Ritter und Krieger waren sich immer darüber einig, daß das Schwert
die edelste Waffe überhaupt ist. Zum einen galt es als Zeichen hoher
Kultur, gute Schwerter schmieden zu können, während sich barbarische
Völker mit Äxten oder Spießen bewaffneten, wie sie auch ein
Holzfäller oder Jäger führen mag. Zum anderen ist das Schwert
schon deshalb die nobelste Waffe, weil man es nicht für irgendwel-che
vulgären und plumpen Handwerksarbeiten mißbrauchen kann. Mit der
Streitaxt läßt sich zur Not ein Baum fällen, mit dem Speer
kann man zur Jagd gehen, aber ein Schwert bleibt einzig dem Zweck vorbehalten,
für den es einst aus Feuer und Erz geschaffen wurde, nämlich große
Schlachten zu schlagen.
Die Vielfalt der Schwerter geht in die Hunderte, aber die meisten davon unter-scheiden
sich nur geringfügig von den im Weiteren beschriebenen Grundtypen. Es
lohnt die Feststellung, daß "Fechten" nicht sonderlich häufig
ist, denn die meisten Schwerter sind zu schwer für komplexe Fechtkunststücke
und eignen sich mehr als reine Angriffswaffen.
Ein Schwertkampf findet im allgemeinen zwischen einem Kämpfer, der mit
seiner Klinge einen schwungvollen Schlag oder Stich ausführt, und seinem
Gegner, der ausweicht oder mit dem Schild pariert, statt. Paraden mit dem
Schwert sind nur selten eine gute Idee, da hierbei die Klinge stark beschädigt
werden kann, und die meisten Ritter, die ohne Schild in einen Kampf verwickelt
wurden (es sei denn, sie führten eine beidhändige Waffe), fanden
es ratsam, sich zu ergeben oder zu fliehen.