Die Schmiedekunst
Eisen und Stahl
Ohne damit die vorzüglichen Bronzegüsse alter Zeiten herabwürdigen
zu wollen, ist die Kunst des Waffenfertigens doch auf das Engste mit der Schmiedekunst
und mit dem Eisen verbunden.
Es gibt gewöhnlich mehrere Regionen, in denen aus Eisenerz guter Stahl
hergestellt wird. Die Qualität der Rohstähle fällt allerdings
recht unterschiedlich aus. Das am besten zur Stahlveredlung geeignete Erz
stammt aus Gruben und Hütten, die ein Metall hervorbringen, welches besonders
leicht, fest und elastisch ist.
Der übliche Stahl, aus dem die Mehrzahl aller Klingen besteht, ist geringfügig
schwerer als der Hochqualitätsstahl, aber es mangelt ihm ein wenig an
Geschmeidigkeit; doch das kann von guten Schmieden leicht ausgeglichen werden.
Der minderwertigere Stahl ist in erster Linie bedeutsam, weil er am häufigsten
vertreten ist und aus ihm die meisten preiswerteren Klingen bestehen. Er ist
kohlenstoffarm und sehr gut schmiedbar. Seine Biegsamkeit mag sich im Kampf
jedoch nachteilig auswirken, da sich auch die fertigen Klingen leicht verbiegen.
Der kohlenstoffreiche Stahl ist dagegen spröde, läßt sich
schlecht formen, ist zwar recht gut zu schärfen, neigt aber dazu, den
Kämpfer bei hoher Belastung im Stich zu lassen und zu brechen. Der Stahl
erreicht den Schmied meistens in Form von Barren oder Stangen, die bereits
etwa die Dimensionen der gewünschten Klinge haben. Aus dem Rohmaterial
stellen nun die Schmiede Klingen her.
Viele Unterschiede gibt es bei den Künsten verschiedener Schmiede, und
fast jeder hütet seine Geheimnisse. Dennoch sind über die Jahre
verschiedene Handwerksgeheimnisses an die Öffentlichkeit gelangt, und
wenn auch die genauen Vorgehensweisen und Umstände, wie etwa die exakt
notwendigen Temperaturen des Schmiedefeuers, weiterhin unbekannt bleiben,
kann der Interessierte doch einiges über die Herstellung kostbarer und
edler Waffen erfahren.
Die Kunst, ein Schwert zu schmieden
Die verschiedenen Feinheiten des Waffenschmiedens seien hier am Beispiel
der Schwerter erläutert. Prinzipiell benötigt man für ein Schwert
nichts weiter als eine Eisenstange, die man erhitzt und dann mit viel Kraft,
und vor allem viel Ausdauer, flachhämmert und anschließend auf
einem Schleifstein mit einer oder zwei Schneiden versieht.
Doch derlei reine Eisenschwerter sind zwar schnell und billig zu fertigen,
haben jedoch alle Schwächen des Materials in sich. Reines Eisen ist biegsam
und vor allem weich, nicht so weich wie etwa Gold, doch so nachgiebig, daß
Spitzen fast sofort und Schneiden sehr rasch stumpf und schartig werden. Zu
allem Überfluß sind derlei Klingen auch noch recht rostanfällig.
Aus den ersten Überlieferungen der Germanen ist zu entnehmen, daß
jene "Barbaren" oft ihre rein eisernen Schwerter inmitten eines
Gefechtes auf den Boden setzten und mit einem daraufgestellten Fuß wieder
geradebiegen mußten.
Der zweite Versuch, schnell und billig große Mengen Schwerter zu produzieren,
endete noch katastrophaler. Sogleich nach der Entwicklung des Eisengusses
wurde versucht, diese Methode auch für Schwerter anzuwenden. Man mußte
jedoch erkennen, daß die spröden Schwerter aus Gußstahl bei
harten Schlägen splitterten und brachen wie Glas und dem Krieger die
scharfen Splitter um die Ohren flogen.
Die Lehmbacktechnik
Eine weitere Methode, die zusammen mit anderen oder auch alleine eingesetzt
werden kann, ist die sogenannte Lehmbacktechnik. Bei dieser Technik wird die
Klinge, mit Ausnahme der Schneiden und der Spitze, mit Lehm bestrichen und
im Feuer erhitzt, danach in einer Flüssigkeit (Wasser oder Öl) abgeschreckt,
das sogenannte Härten des Stahls. Die fertige Klinge ist dann am Rand
hart und fest, in der Mitte dagegen biegsam und federnd.
Was sich in der Kurzbeschreibung simpel anhört, ist in der Wirklichkeit
allerdings eine hochkomplizierte Angelegenheit. Der Lehm muß die richtige
Feuchtigkeit und Dicke haben, sonst brennt er zu rasch aus, platzt stellenweise
ab und verdirbt das Schwert auf immer, oder die Mitte bleibt zu weich, und
das Schwert verbiegt sich im ersten echten Gefecht.
Aufkohlen und Härten
Für den Waffenschmied, der mit gutem Stahl arbeiten will, gibt es einige
schwer zu lösende metallurgische Probleme. Bei Verwendung von elastischem,
kohlenstoffarmen Eisen werden die Waffen zwar zäh und brechen kaum, sie
werden aber auch weich, stumpfen bald ab, wodurch sich Scharten in der Klinge
bilden. Und sie verbiegen sich im Kampf. Verwendet der Waffenschmied kohlenstoffreichen
Stahl, so werden die Klingen zwar hart und bleiben länger scharf, aber
sie brechen infolge des spröden Materials auch leicht.
In einer guten Stahllegierung ist für die Härte vor allem der Kohlenstoff
verantwortlich. Je mehr Kohlenstoff im Stahl enthalten ist, desto härter
ist er, bis er schließlich sogar beim Schmieden bricht und nur noch
gegossen werden kann, der sogenannte Gußstahl. Fehlt oder entweicht
der Kohlenstoff beim Schmieden durch langes Glühen, so wird der Stahl
weich und nachgiebig.
Der Schmied löst dieses Problem, indem er die Klinge immer wieder in
der glühenden Holzkohle aufkohlt. Dies geschieht vor allem an der Oberfläche,
was ein gewünschter Effekt ist. Zudem kann die Schwertklinge durch plötzliches
Abkühlen in Öl, Wasser oder einem anderen geeigneten Medium, gehärtet
werden. Doch mit dieser Methode läßt sich ein Kompromiß zwischen
Härte und Zähigkeit nur bedingt erreichen.
Damast
Eine gute Schwertklinge sollte zwei Eigenschaften haben. Sie muß einerseits
zäh bzw. elastisch sein und darf nicht brechen, muß andererseits
aber auch hart sein, um möglichst viel Schaden zu verursachen und selbst
nicht beschädigt oder verbogen zu werden.
Es gilt also, die Biegsamkeit des Eisens mit der Härte des Stahls zu
verbinden. So kam man dazu, Stahl und Eisen in mehreren Schichten zu verschweißen,
und so entstanden Klingen, die der Beanspruchung standhielten, ohne sich zu
verbiegen oder zu zerbrechen.
Wenn man beide Stränge gut miteinander verbindet, kann eine beinahe homogene
Klinge erreicht werden, die beide gewünschten Eigenschaften, nämlich
Härte und Zähigkeit, in sich vereinigt.
Gute mittelalterliche Schwerter (und andere Waffen) sind daher durch eine
Verbindung verschiedener Stahlsorten herzustellen. Eine Möglichkeit,
dies zu erreichen, besteht in einer Technik, die man Damaszierung nennt. Sie
stammt aus dem Nahen Osten, wie der Name schon sagt, aus der Stadt Damaskus,
der Hauptstadt Syriens.
Schichtdamast
Beim echten Damaszenerstahl (und auch bei den japanischen Schwertstählen)
werden Eisen- und Stahlstäbe, deren Kohlenstoffgehalt, und damit auch
deren Härte, unterschiedlich ist, in mehreren Schichten aufeinandergeschweißt
und dann durch Hämmern bearbeitet.
Wenn beide Materialien sich gut miteinander verbunden haben, wird die ganze
Rohklinge gefaltet und wiederum bearbeitet. Nach zwanzig solcher Faltungen
erhält man schon über eine Millionen Schichten, so daß die
Klinge schließlich sehr homogen im Gefüge wird. Die Stahlsorten
ergänzen sich, ohne zu vermengen, wie es im Schmelzofen der Fall wäre.
Anschließend wird das Werkstück zur gewünschten Klingenform
gestreckt, in Form geschmiedet und solange geschliffen und poliert, bis es
das Aussehen der endgültigen Klinge angenommen hat. So entstehen Klingen,
die der Beanspruchung eines Schwertkampfes standhalten.
An der Oberfläche der neuen Klinge treten dabei die Schichten der unterschiedlich
harten Metalle mit verschiedenem Kohlenstoffgehalt hervor, die nach dem Polieren
als Maserung sichtbar sind. Eine Damaszenerklinge kann man mit bloßem
Auge, an der fein geschichteten Struktur der Oberfläche aus hellen und
dunklen Streifen erkennen, die sich durch das Falten ergeben hat. Diese Technik
wird als Schicht- oder Volldamast bezeichnet.
Die Güte einer Damastklinge ist in der Regel an der Anzahl und Regelmäßigkeit
der Stahl-Eisenschichten zu erkennen. Am kostbarsten war der Vierzigstufendamast,
aber besonders edle japanische Schwerter wurden sogar bis zu zweihundertmal
gefaltet, was einen astronomischen Preis, aber auch eine ausgezeichnete Waffe
zufolge hat.
Ein Schwert aus echtem (Schicht-) Damaszenerstahl kostet mindestens das zehnfache
eines normalen Schwerts.
Schweißdamast
Eine andere Form der Damaszierung, der im Abendland im 6. bis 8. Jahrhundert
für Schwertklingen verarbeitete Schweißdamast mit Oberflächenzeichnung,
besteht darin, Eisenstäbe oder mehrere Drähte verschiedener Härte
schraubenförmig zusammenzudrehen, zu hämmern, zu schweißen
und in Klingenform zu schmieden.
Bei dieser Methode ist jedoch das Gefüge des Stahls, nicht ganz homogen,
und es gibt Stellen, wo nur einer der beiden Stränge als Material vorliegt.
Diese Schwachstellen, bereiten besonders an der Klingenoberfläche Probleme,
da das Schwert hier Scharten bekommen kann oder gar bricht. Aus diesem Grund
muß zumindest die Oberfläche nachbehandelt werden muß.
Die hierbei entstehende Maserung aus Metallschichten verschiedener Zusammensetzung
an der Oberfläche der Klinge unterscheidet sich durch die beim Verdrehen
entstandenen Querverläufe sichtbar von der aus parallel gefalteten, feineren
Schichten bei Schichtdamast.
Weil bei dieser Technik auch eine Schneidkante aus ungleich harten Elementen
entsteht, wird auf beiden Rändern ein Streifen aus gutem Stahl aufgeschweißt,
um eine gleichmäßig harte Schneidkante zu bekommen. Daher der Name
Schweißdamast. Man kennt diese Verarbeitung wegen des Verdrillens der
Stahlsorten auch unter der Bezeichnung Torsionsdamast.
Dieser Damast, obwohl zweifellos eine Methode um gute Waffen herzustellen,
erreicht nicht die Qualität des Schichtdamastes. Im 12. Jahrhundert wurde
dieses Verfahren deshalb eingestellt, und man wandte sich wieder dem Schichtdamast
zu. In Damaskus blühten beide Gewerbe, und es wurden dort sowohl Schweiß-
als auch Schichtdamast gefertigt.
Bei einer anderen Schweißdamasttechnik werden um einen "weichen"
Eisenkern Drähte gewickelt und aus zwei Stahlschienen, die rechts und
links des Kernes angeschweißt werden, die Schneiden gebildet, was übrigens
auch für die Volldamasttechnik zutrifft.
Diese Technik wurde bei den Wikingern wyrmfah (wurmbunt) genannt. Im Gegensatz
zum Volldamast, gewährleistete diese Herstellungsweise größere
Elastizität der Klinge bei gleichzeitig großer Härte und Widerstandsfähigkeit
der Schneiden.
Immer wieder wurde die große Schönheit solcher Klingen gerühmt.
Der Gotenkönig Theoderich sagte in einem Brief an Thrasamund, den König
der Vandalen: "Ihre hellpolierte Fläche glänzt in dem Maße,
daß sie das Antlitz des Beschauers klar widerspiegelt, und ihre Schneiden
gehen so gleichmäßig scharf zu, daß man meinen könnte,
sie seien dem Gußofen entstammt, und nicht aus einzelnen Stäben
zusammengesetzt. In ihrer mit schönen Rinnen versehenen Mitte glaubt
man kleine Würmer sich kräuseln zu sehen, und so mannigfaltig ist
die Schattierung, daß es scheint, als ob das leuchtende Metall von verschiedenen
Farben durchwoben sei. Euer Schleifstein hat dasselbe so sorgfältig gereinigt,
daß er das glänzende Eisen gewissermaßen zu einem Spiegel
für Männer gemacht hat."
Echter orientalischer Damast
Die Inder kannten diese Technik des Schweiß- oder Schichtdamast schon
einige Jahrhunderte v. u. Z. Die gelehrigen Araber haben sie dann weiter verbreitet.
Stahl erhielten sie aus Eisenstäben, die zusammen mit Graphit geschmolzen
wurden.
Der Name Damast kam erst später auf, als man im 18. Jahrhundert unterschiedslos
alle aus dem Orient kommenden Klingen, die irgendeine Maserung aufwiesen,
als Damaszenerklingen bezeichnete.
Der echte orientalische Damast war jedoch von besonderer Art. Er wurde aus
einem einzigen Massel (durch Gießen hergestellter plattenförmiger
Block) Stahl spezieller chemischer Zusammensetzung und mit besonderen chemischen
Eigenschaften geschmiedet. Die fertige Klinge wurde nicht gehärtet, da
sie sonst spröde geworden wäre.
Der Effekt der Damastmusterung beruht daher auf der besonderen Zusammensetzung
des verwendeten Stahls und nicht auf der Mischung von Stählen verschiedener
Härte, obgleich die Wirkung in Farbe und Muster oft recht ähnlich
war wie beim Schweißdamast mit Oberflächenzeichnung.
Fazit zum Damast
Bei aller handwerklichen Schönheit der damaszierten Klingen, darf man
nicht vergessen, daß diese Technik aus der Not geboren wurde. Auch die
wegen ihrer aufwendigen Herstellungsweise gepriesenen japanischen Klingen
entstammen letztlich dem Unvermögen, hochwertigen homogenen Stahl herstellen
zu können. Heute wäre die industrielle Fertigung noch besserer Schwerter
weit weniger aufwendig.
Seit dem 9. Jahrhundert entwickelte sich ein regelrechter Markt für gute
Schwerter. Nicht mehr nur der regionale Handwerker, sondern regelrechte Markenhersteller
beherrschten den Markt. Auf ihren Klingen kann man die Namen Ulfbehrt, Ingelred
oder Ingelri, Ugthred und Banto lesen. Ursprünglich waren dies Meisternamen,
die nach und nach zu Markennamen wurden. Auch Gefäßmacher verewigten
sich manchmal auf Schwertern. Von ihnen kennen wir Hiltipreht, Hliter, Hartolfr
und Leofric.
Gefälschter Damast
Gute Schwerter aus Damast sind rar und werden kaum oder zu astronomischen
Summen zum Verkauf angeboten. Da sich die meisten Leute mit der Schmiedekunst
auch nicht so gut auskennen, sollte darauf hingewiesen werden, daß es
durchaus möglich ist, das dekorative Gütezeichen der Damastmusterung
zu fälschen, denn es ist zwar unverkennbar, aber leider nicht unnachahmlich.
Gewöhnliche, nicht gefaltete Klingen werden mit Schwefelsäure oder
Eisenvitriol leicht angeätzt und langsam erkalten gelassen, so daß
sie einer echten Damaszenerklinge äußerlich sehr ähnlich sind.
Geschickt gemacht, ergibt das ein Muster, das nur vom Fachmann von einer echten
Damaszierung zu unterscheiden ist.
In Wirklichkeit aber haben die ohnehin schon schlechteren Waffen durch die
Säurebäder naturgemäß noch weiter gelitten und sind keinen
Pfifferling mehr wert. Angeboten (und gekauft) werden sie allerdings zu Preisen,
die oft über dem liegen, was ein gewissenhafter Schmied für echten
Damast verlangen würde.
Zum großen Leidwesen aller Sammler sind derlei Fälscher oftmals
so talentiert, daß nur ein meisterlicher Waffenschmied und Metallurge
die wahre Natur einer Waffe erkennen kann. Skrupellose Händler und Schmiede,
die nur auf den raschen Gewinn aus sind, nutzten das bereits im Mittelalter
weidlich aus (und auch heute noch soll es solche Betrüger auf Märkten
geben). Welch ein hübscher Moment, wenn sich die sündhaft teure
Schwertklinge ( "...50mal gefaltet...") gleich beim ersten Treffer
zu einem Krummsäbel verbiegt...
Die sicherste Methode, die Qualität eines Schwertes zu prüfen, ist
es immer noch, die Waffe mit der Breitseite kräftig gegen die nächste
Mauer zu schlagen. Ein vertrauenswürdiger Schmied wird stolz sehen, wie
die Steinbröckchen davonfliegen, während ein Fälscher Schadenersatz
für das zerbrochene Schwert fordern wird. Dann kann man es ihm immer
noch zu Schlucken geben.
Verzierungen an Waffen und Rüstungen
Schon immer war der Mensch bestrebt, seinen Gebrauchsgegenständen und
Geräten ein gefälliges Äußeres zu geben, und sei es auch
nur durch ein paar Eindrücke des Daumennagels in ein frisch geformtes
Tongefäß. Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts wurden Harnische,
Helme und Klingen immer häufiger und reicher in verschiedenen Techniken
dekoriert, und der Waffenschmied wurde zum Künstler oder nahm die Mitarbeit
von Künstlern in Anspruch.
Es existieren zahlreiche Möglichkeiten, eine Waffe zu verzieren. Die
Klinge oder das Blatt können durch Ätzungen, Gravuren oder Tauschierungen
(Edelmetalle in unedle Metalle zur Verzierung einhämmern) verschönert
werden. Der Schaft kann durch Schnitzereien ein hübscheres oder vielleicht
auch ein furchterregenderes Aussehen erhalten. Parierstangen werden in Form
von Drachenflügeln oder Schlangen gearbeitet und der Knauf wird mit Juwelen
verziert. Den Künstlern sind keine Grenzen gesetzt - den Preisen ebenfalls
nicht.
Nur eines steht fest: diese Arbeiten sind teuer und können meist nicht
mehr nachträglich an einer Waffe vollbracht werden. Als Richtlinie für
den Preis einer Verzierung kann der Materialwert und der Aufwand des Schmiedes
dienen, der nicht nur künstlerisches Geschick in diese filigrane Kleinarbeit
legen muß, sondern dabei auch darauf achten muß, daß die
Waffe trotzdem noch im Kampf zu führen ist. Was nützt einem das
schönste Schwert, wenn es keinerlei Balance besitzt und beim ersten Schlag
auseinanderbricht?
Die Vorzeichnung wurde mit dem Grabstichel eingestochen oder sie wurde eingeätzt.
Bei der Ätzmalerei wurde die Metallfläche mit einer Mischung aus
Asphalt, Wachs oder ähnlichem, dem sogenannten Ätzgrund, bedeckt.
Dann wurde die Zeichnung mit der Nadel herausgekratzt und dann Ätzwasser
aufgetragen (Essig- oder Schwefelsäure), daß nur auf die freigelegten
Stellen des Metalls einwirken konnte. Anschließend wurde der Ätzgrund
mit Spiritus oder Terpentin abgewaschen, worauf die leicht vertiefte Zeichnung
auf der blanken Oberfläche zum Vorschein kam.
Bei der Blaumalerei machte man sich die Anlauffarben für besonders dekorative
Effekte zunutze. Die Ätzung ergab dann helle Ornamente auf blauem oder
blaue Ornamente auf hellem Grund.
Ein anderes Verfahren war die Tauschierung oder Tausia. Diese war den Goldschmieden
schon seit dem 4. Jahrhundert bekannt. Sie wurde für Trutzwaffen aber
erst im 16. Jahrhundert und dann bald auch für Harnische häufig
verwendet. Auch hierbei wurden die Zeichnungen mit dem Stichel graviert, die
Ränder etwas unterschnitten und Gold- oder Silberdrähte eingehämmert
(eingeschlagene Tausia). Das Ganze wurde anschließend glattgeschliffen
und poliert.
Bei einer anderen Methode wurden etwas größere Flächen des
Metallgrundes zu Verzierungen aufgerauht, mit Blattgold oder Silber belegt
und eingehämmert. Durch mehrmaliges Erhitzen und Polieren erreichte man
eine gewisse Dauerhaftigkeit dieser Vergoldung.
Meist wurde diese Methode der aufgeschlagenen Tausia in Verbindung mit Anlauffarben
(schwarz oder blau) angewandt. In späterer Zeit kamen auch mit Zellenemail
geschmückte Schwertknäufe und Schildbuckel auf. Alle diese Verschönerungen
gingen Hand in Hand mit dem späteren Bedürfnis nach Repräsentation.
Beim Harnisch und beim Helm verstanden es allein die europäischen Waffenschmiede,
selbst größere Teile der Rüstung möglichst aus einem
einzigen Stück in Treibarbeit anzufertigen, ob das nun Harnischbrust,
Arm- oder Beinschiene oder Helmglocke waren. Solche Stücke wiesen weit
weniger schwache Stellen auf als solche die aus Schuppen, Spangen oder ähnlichem
zusammengesetzt wurden. Und die großen Flächen eigneten sich hervorragend
für allerlei Verzierung.
Oft war es üblich, religiöse Namen oder Symbole in die Verzierungen
einzuarbeiten, so z.B. den von Gott, Jesus, Maria oder eines Heiligen. Eine
Waffe mit dem Namen Gottes oder von Heiligen zu versehen, klingt wie eine
Lästerung, aber schon im Mittelalter war es üblich, in den Knauf
des Schwertes Reliquien (echte oder vorgebliche) von Heiligen einzuschließen,
um sich sozusagen unter den Schutz himmlischer Mächte zu stellen und
der Waffe eine gewisse Weihe zu verleihen (Und auch heute noch werden Waffen
von Geistlichen gesegnet).
Glaube und Aberglaube liegen nahe beieinander, und es ist daher nicht verwunderlich,
daß auf Waffen auch ganz andere Inschriften zu finden sind: erotische
Szenen, Symbole des Sexus, obszöne Sprüche. Man darf nicht vergessen,
daß Waffen für rauhe Krieger bestimmt waren, in deren Köpfen
religiöse und erotische Symbole die gleiche Bedeutung hatten: Zauber
gegen den Bösen Blick, Abwehr von Unglück oder Glücksbringer
für verschiedene Zwecke.