Ritter-Schwertleite

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Ritterschlag & Schwertleite

Schwertleite

Wenn also der Knappe sprotlich gestählt, kriegerisch ertüchtigt und im guten Benehmen so gedrillt war, daß er sich nicht mehr ins Tuch schneuzte, dann erwies er sich als reif für die Verleihung der Ritterwürde.
In den meisten Gegenden gab es nicht den Ritterschlag, sondern eine Weihe, bei der einem ausgewählten Fürstensohn zusammen mit einigen anderen Knappen das Schwert verliehen wurde. "schwertleite" nannten die Ritter dieses Zeremoniell.
Gottfried von Straßburg hat in seinem höfischen Epos "Tristan" eine charakteristische Schilderung überliefert:

So prächtig ausgerüstet war
Tristan mit seiner jungen Schar
zum Münster, wie es Brauch, gekommen,
und als das Hochamt er vernommen,
den Segen drauf empfangen,
da kam sein Ohm gegangen
und schnallt ihm Schwert und Sporen an.
"Sieh, Neffe", sprach der edle Mann,
da nun dein Schwert gesegnet ist
und Ritter dugeworden bist,
so denk, was man am Ritter preist,
denk an dich selber, wer du seist,
hab vor Augen unverwandt,
deines Hauses hohen Stand!
Doch bleib von Hochmut unbetrogen,
sei wahrhaft und sei wohlerzogen,
zeig dich den Armen immer gut,
dem Reichen zeuge stozen Mut,
laß dich voll Huld und Hoheit schaun,
ehr´ und minne alle Frauen,
sieh zu, daß täglich, sich erneue,
deine Milde, deine Treue,
Denn glaub - mein Wort verpfänd ich dir: -
Nicht Gold noch Zobel bringen Zier,
dem Speere und dem Schilde,
die Treue bringt und Milde."
Er bot den Schild ihm dar zum Schluß
und sprach mit väterlichem Kuß:
"Zieh hin, und gebe Gottes Kraft
dir Heil zu deiner Ritterschaft!
Sei immer hhohen Sinns und froh!"
Dann schmückte Tristan ebenso,
wie der Ohm hier mit ihm begann,
auch die Gesellen Mann für Mann
mit Schwert und Sporn und Schilde,
Demut, Treue, Milde
schärft er auch ihnen insgemein
mit schönen weisen Lehren ein.
Dann eilten in der neuen Zier
die jungen Ritter zum Turnier,
da wurde sicher brav gestritten:
Doch wie sie aufeinander ritten,
wie sie mit Speeren stachen,
wie viel sie Schäfte brachen,
das laßt euch von den Knappen sagen:
Die halfen es zusammentragen.

Wenn aber der Knappe durch den "Ritterschlag" in den mittelalterlichen Stand der Berufskrieger aufgenommen wurde, steigerte sich die Weihe zur festlichen Mystik:

aber das ist eine andere Geschichte ;-)

Ritterschlag

Den Ritterschlag erhielt der Knappe meist allein, nicht in Gesellschaft anderer. Er war Hauptperson, Mittelpunkt eines legendären Weiheaktes, der sich nach besonderem Ritual im mystioschen Dunkel einer Kirche vollzog.
Der Knappe mußte, durch Bad und Beichte "äußerlich und innerlich gereinigt", in einem weißen Kleid vor dem Priester nierderknien und in die Arme kreuzweise über der Brust verschränken.
Der Priester nahm ein geweihtes Schwert und schlug dem Knappen leicht auf die Schulter. Dabei murmelte er die alte, überlieferte Formel:"Im Namen Gottes und Sanct Michaels und Sanct Georgs Ehr`
empfange diesen Schlag und keinen mehr,
sei du biderbe (bieder) und gerecht,
S`ist besser Ritter sein als Knecht."
Der junge Ritter nahm dann das heilige Abendmahl und blieb, während Priester und Gäste die Kirche verließen allein vor dem Altar oder am Grab eines Heiligen zurück. In Meditation versunken, hielt er die sogenannte "Wafenwache". Erst nach Stunden der Einsamkeit verließ er die Kirche.
Nun war er formell in den Ritterstand erhoben.
Für ihn galten alle Rechte und Pflichten, die Johannes Rothe unter dem Titel "die sieben bisunderen vorteil" eines Ritters zusammengefaßt hat.