Rechte und Pflichten des Ritters
Die Rechte und Pflichten hat Johannes Rothe unter dem Titel "die sieben bisunderen vorteil" eines Ritters zusammengefaßt:
"Das erste ist, daß ein Ritter, der das Schwert mit einem Schlage
zugeteilt bekommen hat und geheißen wurde, nie zu verzagen, arme Leute
nicht berauben soll, noch würgen, beschatzen, erpressen und bewuchern.
Als zweites Vorrecht gebe man dem Ritter ein Ringlein von Gold und edeligem
Gesteyne. Das Ringlein sei allrundherum zu, kreisrund, ohne Ende: So soll
des Ritters Treue sein.
Drittens: einen frommen Knecht der Ritter habe. Der Knecht soll ihn ermahnen
und erinnern, allzeit tugendhaft und gerecht zu sein, sich in harten Zucht
zu halten und sich vor Trunkenheit zu schützen. Sollte ein Ritter allein
gehen und sein Schwert selber tragen, so achtet man ihn für einen Bothil
(Büttel), deshalb soll der Knecht das Schwert ihm nachtragen und stetlich
bei ihm bleiben.
Des Ritters viertes Recht ist es, Gold und Spangen zu tragen an seinem Gewande.
Sein fünftes Recht ist wohl ein buntis cleid.
Sein sechstes Recht ist´s und gar billig dazu, daß man ihn einen
Herren nennent.
Sein siebtes Vorrecht ist es, daß man ihm nach dem Tisch das Wasser
in die Hände gießt und er sich an einem reinen Handtuch trockne.
Seine Hände wasche er stets rein von böser Gier und Unkeuschheit."
Diese sieben Vorrechte genoß ein junger Adeliger bereits unmittelbar
nach seiner formellen Aufnahme in den Ritterstand. Doch in den Augen der alten,
gefahrenerprobten Ritter, der Recken mit den eisgrauen Bärten und vernarbten
Gesichtern, galt er noch nicht als vollwertiger Mann.
Um Ansehen, Achtung und Nimbus in erlauchter Tafelrunde zu genießen,
mußte er legendäre Leistungen in Kriegen erbringen. Und da in der
engeren Heimat nicht immer zur Zeit eines Ritterschlags oder einer Schwertleite
programmgemäß Kriege ausbrachen, die ihm zur Ehre gereichen konnten,
begab er sich auf die Suche nach Kriegsschauplätzen, voll Ungestüm,
Ungeduld und Tatendrang.
Als fahrender Ritter tauchte er überall dort auf, wo das Blut der Krieger
die Schhlachtfelder tränkte. Die Lust nach schnellem Ruhm treib junge
Ritter oft bis ins Morgenland - und in den frühen Tod.